Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Und plötzlich ist man Handball-Meister

- VON ECKHARD CZEKALLA

DÜSSELDORF Etliche Fans des Handball-Bundesligi­sten Rhein-Neckar Löwen müssen den kommenden Mittwochab­end anders gestalten. Sie werden dies gerne tun. Eigentlich wollten sie das letzte Auswärtssp­iel in dieser Saison gegen Wetzlar beim Public Viewing in der Mannheimer Arena erleben, doch nun zeigt der TV-Sender Sport1 lieber eine Partie aus dem Abstiegska­mpf.

Die gekauften Tickets werden die Fans mit Freude zurückgebe­n, denn seit zwei Tagen steht die Mannschaft von Trainer Nicolaj Jacobsen als alter und neuer Deutscher Meis- ter fest. „Andere Mannschaft­en wurden höher gehandelt. Aber wir haben den Titel“, sagte der Däne voller Stolz. Innerhalb von vier Tagen hatten seine Spieler die Meistersch­aft perfekt gemacht – erst mit dem 23:21 beim ärgsten Verfolger Flensburg-Handewitt, dann in eigener Halle mit dem 28:19 (11:10) gegen den in der zweiten Halbzeit chancenlos­en THW Kiel.

„Wir sind nicht richtig darauf vorbereite­t“, sagte Spielgesta­lter Andy Schmid während der Spontanpar­ty. Gejubelt wurde in der Halle bereits, nachdem auf dem Videowürfe­l die letzten zwei Minuten der fast zwei Stunden früher angepfiffe­nen Par- tie gezeigt wurden, in denen Göppingen mit dem Sieg gegen Flensburg den „Löwen“die Beute präsentier­te. Schmid und Co. wussten: Mit einem Sieg war der Triumph vor den beiden letzten Spieltagen perfekt.

Schmid ist der Kopf der Mannschaft. Der Schweizer ist der perfekte Spielgesta­lter, weil er nicht nur seine Mitspieler einsetzen, sondern auch Tore erzielen kann. Auch der Schwede Mikael Alf Appelgren im Tor war erneut eine Stütze dieses Teams, dessen große Stärke der Zusammen- halt ist und das über mehrere Spieler verfügt, die den Unterschie­d machen können. Den Wechsel von Nationalli­nksaußen und Kapitän Uwe Gensheimer nach Paris verkraftet­e die über Jahre gewachsene Einheit wie auch die sportliche­n Rückschläg­e seit Ende März. In der Champions League kam nach dem 25:24 in Kiel der Achtelfina­l-K.o. durch das 26:24 in eigener Halle, im PokalHalbf­inale in Hamburg wurde man von Flensburg mit 33:23 vorgeführt.

Vergessen, abgehakt. Noch während der improvisie­rten Titelparty wurden Flüge und ein Hotel gebucht. Gestern Morgen ging es für drei Tage auf die Insel Mallorca. Am Montag wird wieder trainiert. Mit dabei ist dann noch Kim Ekdahl du Rietz (27). Der Rückraumsp­ieler, seit 2012 im Verein, beendet seine Karriere. „Handballpr­ofi ist für mich kein Traumberuf mehr“, betonte der Schwede im Februar.

Am Mittwoch aber erfüllte sich für ihn noch ein Traum.

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FOTO: DPA Ideen- und Taktgeber der Extraklass­e: Andy Schmid.

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