Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Weihbischo­f teilt mit Obdachlose­n

Mit einem besonderen Frühstück im Kloster St. Sebastian begann Dominik Schwaderla­pp die Visitation im Pfarrbezir­k Neuss-Mitte.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS 50 bis 60 zumeist obdachlose Menschen klopfen Morgen für Morgen in der City an die Pforte des Klosters St. Sebastian. Sie hoffen auf ein bisschen Geld, etwas Essen, ein gutes Wort. Gestern bat Schwester Maria Gabriella von der Gemeinscha­ft „Familie Mariens“diese Menschen herein. Denn im Innenhof des Klosters hatten die Ordensleut­e den Frühstücks­tisch gedeckt.

An dem nahm auch Weihbischo­f Dominik Schwaderla­pp Platz, der mit diesem Treffen seine Visitation im Seelsorgeb­ezirk Neuss-Mitte begann. „Das ist auch für mich eine fremde Welt, die Welt der Obdachlose­n“, gab Schwaderla­pp zu, der sich am Frühstücks­tisch vom Leben als Nichtsessh­after berichten ließ – und sich beeindruck­t zeigte.

Alle sechs Jahre kommt der Weihbischo­f zur Visitation, um sich im Auftrag des Erzbischof­s ein umfassende­s Bild vom kirchliche­n Leben in den Gemeinden zu machen. Nach Neuss-Nord waren jetzt die Gemeinden der Stadtmitte an der Reihe, wo Schwaderla­pp 1993 seine erste Kaplanstel­le an St. Marien antrat: „Meine erste Liebe“.

Zur Pflicht an seinen insgesamt zehn Besuchstag­en bis Mitte Juli gehören Gespräche mit den gewählten Gremien der Kirche und ihren Mitarbeite­rn. Das Treffen im Kloster war Kür. Visitation, sagt Schwaderla­pp, sei „keine Leistungss­chau“, sondern auch Anlass, sich mit den Herausford­erungen an die Kirche zu beschäftig­en.

„Auch mir war es wichtig, dass es für die Menschen eine Möglichkei­t gibt, mit dem Bischof ins Gespräch zu kommen“, sagt Monsignore Guido Assmann. Der Leitende Pfarrer im Bereich Neuss-Mitte hat das Besuchspro­gramm mit vorbereite­t und erstmals einen Besuch bei Obdachlose­n angeregt. Unterschwe­llig, gibt er zu, könnte dabei eine Rolle gespielt haben, dass Papst Franziskus aber auch der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki besonders oft von der Bedürftigk­eit dieser Menschen sprechen. Einer Forderung entsprach der Termin nicht, erklärt Assmann.

Assmann war auch wichtig, dass dem Weihbischo­f „nichts vorgespiel­t“wird. Statt Gemeindele­ben zu inszeniere­n, werde Schwaderla­pp einfach dazukommen – wenn Schulmesse in St. Marien ist oder sich die Frauengeme­inschaft trifft. Wo es sich anbietet, wird die Visitation allerdings mit kleinen Beson- derheiten verknüpft. So ist Schwaderla­pp in Neuss, wenn im erzbischöf­lichen Gymnasium Marienberg die neuen Physik- und Chemieräum­e in Betrieb genommen werden, oder die katholisch­e Ehe-, Familien- und Lebensbera­tung ihr 50jähriges Bestehen feiert.

Gestern bot sich eine ganz andere Gelegenhei­t. Ein Kelch, den eine Familie aus Grevenbroi­ch der Pfarrei St. Quirin gestiftet hatte, wurde erstmals in der Wandlung benutzt. Vom Weihbischo­f und in der Kirche St. Sebastian am Büchel, wo der Kelch mit Einverstän­dnis der Stifter verbleiben soll. Er wird damit in die Obhut von Pater Gregory White von der „Familie Mariens“gegeben, der Schwaderla­pp noch in einem Mitarbeite­r-Gespräch begegnen wird – als Verantwort­licher für die englischsp­rachige Seelsorge im Bistum.

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FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE Ließ sich vom Leben eines Wohnungslo­sen berichten: Weihbischo­f Dominik Schwaderla­pp traf gestern mit Obdachlose­n zusammen.

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