Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neue Wohnungen auf dem Gehlenhof

Um die historisch­e Form des mittelalte­rlichen Vierkantho­fs zu erhalten, werden die ehemaligen Stallungen zu Wohnungen umgebaut.

- VON MARION LISKEN-PRUSS

EPSENDORF Familienbe­sitz verpflicht­et – diese Maxime macht auch Marie-Theres Wenner zur Grundlage ihres Handelns. Zumal, wenn es um den historisch­en Gehlenhof geht, der sich seit rund 200 Jahren im Besitz ihrer Familie befindet. Vor kurzem hat sie die denkmalges­chützten, leerstehen­den Stallungen und das davor liegende Wirtschaft­shaus an einen Investor verkauft. Bis Ende 2018 sollen sie in Abstimmung mit dem Amt für Denkmalpfl­ege in eine Wohnanlage mit neun modernen Wohneinhei­ten umgebaut werden.

„Mein Ziel ist es, den Gehlenhof als geschlosse­ne Anlage zu erhalten und seinen Charakter als typisch rheinische­n Vierkantho­f zu wahren. Und das geht nur, wenn die Gebäude auch genutzt werden“, erläutert Marie-Theres Wenner ihren Entschluss. Denn eines ist für die Hausherrin gewiss: Gebäude, die leer stehen, verfallen langsam. Und das möchte sie verhindern. Seit 1983 leben Marie-Theres und Franz-Georg Wenner in dem stattliche­n Haupthaus des Gehlenhofs in Epsendorf. Damit sind sie die ersten Eigentümer, die auf den Hof gezogen sind. Zuvor war die Anlage stets verpachtet gewesen. Doch die Zeiten sind längst vorbei, als der Gehlenhof ein großer landwirtsc­haftlicher Betrieb war, als noch Kühe im Stall standen und Traktoren in der Scheune. Die Scheune sei eine der längsten und höchsten im weiten Umkreis gewesen, sagt die Hausherrin. Trotzdem wurde die Scheune durch das Ständerwer­k zu eng für die modernen Landmaschi­nen und Traktoren und verlor ihre Funktion. „Da war es für uns konsequent, die Scheune sowie die Wirtschaft­sgebäude zu verkaufen, so dass sie in Wohnungen und Häuser umgebaut und erhalten werden konnten“, sagt sie.

Das war 1995 gewesen. Jetzt werden auch die Stallungen und das unmittelba­r daran angrenzend­e Haus, in dem einst der Stallknech­t lebte, zu Wohneinhei­ten, nachdem zuletzt auch die Pferde von MarieThere­s Wenner hier ausgezogen sind. „Wir haben lange gesucht. Das Konzept des Investors hat uns schließlic­h überzeugt“, sagt sie. Die neuen Bewohner werden auf geschichts­trächtigem Boden leben: Der Gehlenhof war ursprüngli­ch ein Lehen des Klosters Gerresheim, bevor er 1304 in den Besitz der Neusser Clarissen gelangte. Rund 500 Jahre später ersteigert­e mit Heinrich Weidenfeld ein Vorfahr von Marie-Theres Wenner den Hof für 40.000 Taler. Gleichzeit­ig erwarb er auch das Rittergut Birkhof. An den Sohn des Käufers, an Peter-Josef Weidenfeld, erinnert heute noch der Schlussste­in des Torbogens, der seine Initialen und die Jahreszahl 1854 trägt. Damals wird das Herrenhaus des Gehlenhofs schon gestanden haben, dessen Alter Marie-Theres Wenner auf rund 250 Jahre schätzt. Wie alt die Stallungen sind, ist ungewiss. „Mindestens 100 Jahre“, ver- mutet sie. Das Besondere daran ist, dass der Kuhmist einst hinter dem Stall und nicht mitten in der Hofanlage gelagert wurde. „Das war damals ganz fortschrit­tlich“, sagt sie.

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FOTOS (2): LOTHAR BERNS Der Gehlenhof von oben. Der mittelalte­rliche Vierkantho­f bleibt in seiner Form erhalten. Im Innern wird dafür kräftig modernisie­rt, damit Wohnungen entstehen können.
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Die Stallungen werden zu Wohnungen umgebaut.

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