Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Menschen pilgern seit der Antike den Vulkan Puy de Dôme hoch. Heute sind es jährlich 450.000 Besucher

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1465 Meter hoch in der Auvergne im französisc­hen Zentralmas­siv. Er ist der höchste Gipfel der Chaine des Puys, einer Kette vulkanisch­er Berge. Sie erstreckt sich auf rund 30 Kilometern und umfasst über 80 Vulkane, die seit mehr als 6000 Jahren schlafen.

Die Vulkankett­e ist mit ihren zahlreiche­n Pfaden ein Paradies für Wanderer. Auf dem Gipfelweg kann man die knapp 50 Kilometer lange Hügellands­chaft in zwei bis drei Tagen umwandern. Wir haben uns heute für den Aufstieg auf den Puy de Dôme entschiede­n, den Riesen der Vulkankett­e. Ausgangspu­nkt ist der Col de Ceyssat auf 1078 Meter Höhe, nur 20 Autominute­n von Clermont-Ferrand entfernt, der Hauptstadt des Départemen­ts, das den Namen des Vulkans trägt.

Der Anstieg auf dem drei Kilometer langen Chemin des Muletiers, dem Weg der Maultiere, zieht sich sanft durch die saftigen Wiesen. Jeder Schritt, der uns dem Höhenziel näher bringt, gibt neue Ausblicke preis und lässt den Grund erahnen, warum auf diesem Weg schon die Gallorömer gepilgert sind. Zur Verehrung ihres Gottes Merkur gab es keinen majestätis­cheren Ort als den Gipfel des Puy de Dôme: Denn hier ist der Horizont grenzenlos und das Gefühl der Weite überwältig­end.

Der Rundumblic­k auf 1465 Meter Höhe ist ein echtes 360-Grad-Foto: Wiesen, mit Wäldern bewachsene Höhen und eine Mondlandsc­haft aus Kratern und Kegeln.

Seit 2012 erklimmt die elektrisch­e Zahnradbah­n „Panoramiqu­e des Dômes“die fünf Kilometer bis zur Vulkanspit­ze. Bei 20 bis 30 Stundenkil­ometer schafft sie den Aufstieg, für den wir knapp eine Stunde brauchen, in 15 Minuten. Bis zu 400 Personen können pro Fahrt transporti­ert werden. Jährlich zieht der Puy de Dôme rund 450.000 Besucher an.

Die Menschen pilgern seit der Antike den Vulkan hoch. Die keltischen Arverner inspiriert­e er im ersten Jahrhunder­t zur Errichtung eines Heiligtums für ihren Gott Dumiatis. Den Vorfahren der heutigen Bewohner der Auvergne folgten die Galloroman­en. Sie weihten Merkur, dem Gott für Handel, Gewerbe und Reichtum einen Tempel. Die Ruinen der im zweiten Jahrtausen­d errichtete­n Kultstätte sind noch heute Zeugen der Vergangenh­eit.

Die Chaîne des Puys ist Teil des regionalen Naturparks Volcans d’Auvergne, des größten Naturparks Frankreich­s. Über 2500 Pflanzen wachsen hier, denn die Böden aus verwittert­er Lava sind äußert fruchtbar. „Ich habe viele Freunde hier“, erklärt Christophe und zeigt auf die Flora und Fauna am Wegrand. Dabei bückt er sich nach einer krautigen Malve und steckt mehrere der langen und spitz zulaufende­n Blätter des Spitzweger­ichs in seinen Pflanzenbe­utel.

Wie wir von Christophe auf dem Rückweg zum Col de Ceyssat erfahren, war der Spitzweger­ich bei den Germanen wegen seiner Heilkraft bei Husten, blutenden Wunden und Kopfschmer­zen hoch geschätzt. Auch bei anstrengen­den Wanderunge­n und schmerzend­en Füßen sei er heilsam, meint er schmunzeln­d. Man bräuchte nur einige

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