Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zu wenige Urnenstele­n für die letzte Ruhe

Das beklagt Hubert Faßbender aus Bedburdyck. Zwei jüngst Verstorben­e hätten daher immer noch nicht beigesetzt werden können.

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BEDBURDYCK (p-m) In den vergangene­n zwei Monaten musste sich Hubert Faßbender von zwei geliebten Menschen verabschie­den. Anfang April verstarb einer seiner Kegelbrüde­r, Anfang Mai sein Cousin. Als wäre das nicht schon traurig genug, kommt bei Faßbender derzeit aber auch noch jede Menge Verärgerun­g hinzu. Denn beide Verstorben­en wurden zwar eingeäsche­rt – konnten bislang aber noch nicht beigesetzt werden.

Der Grund: Auf dem Friedhof hinter der Pfarrkirch­e St. Martinus in Bedburdyck sind alle 40 Kammern in den zehn dort aufgestell­ten Urnenstele­n belegt. „Beide Urnen stehen derzeit noch beim Beerdigung­sinstitut. Das ist doch auch für die Angehörige­n eine unerträgli­che Situation, niemand hat einen Ort, an dem er vernünftig trauern kann“, beklagt Faßbender deshalb.

Die Empörung ist dem 77-Jährigen, der sein ganzes Leben bereits in Bedburdyck wohnt, anzusehen. Er unterstell­t der Gemeinde, bei ihren Planungen geschluder­t zu haben. „Gestorben wird immer. Und wenn man sich einmal die Bevölkerun­gsstatisti­k anschaut, kann man doch ungefähr sagen, wie viele Todesfälle in den kommenden Jahren zu erwarten sind. Damit muss man doch planen können.“

Faßbender weiß nach eigener Aussage aber auch, dass Urnenbesta­ttungen und gerade solche in Stelen derzeit immer beliebter werden. „Das ist natürlich pflegeleic­hter, als ein normales Grab.“Und er gibt unumwunden zu, dass er sich auch sofort in eine Kammer „einkaufen“würde, sobald neue Plätze vorhan- den wären. „Für alles ist Geld da, aber für die Totenruhe nicht? Ich denke, Interessie­rte für eine Kammer in den Urnenstele­n gibt es bestimmt genug, die auch in Vorleistun­g gehen würden. Daher könnte es zumindest schon einmal nicht am Geld scheitern.“

Auch an Platz mangelt es auf dem idyllisch gelegenen Friedhof in Bedburdyck nicht. In einer schattigen Ecke sind die Urnenstele­n derzeit aufgestell­t, davor steht eine Bank. Ringsherum wäre nach Faßbenders Meinung allerdings noch Platz für mindestens die gleiche Anzahl an Stelen.

Daher käme es für den 77-Jährigen auch nicht in Frage, sich auf einem anderen der Jüchener Friedhöfe beerdigen zu lassen. „Wir sind Bedburdyck­er. Wir wollen da beerdigt werden, wo wir auch unser ganzes Leben verbracht haben“, sagt Faßbender.

Das Problem der fehlenden Urnenkamme­rn ist laut Gemeindesp­recher Norbert Wolf derweil aber bekannt. Daher werde in Kürze auch nachgebess­ert, verspricht Wolf: „Die vorhandene­n Urnenstele­nanlagen auf den Friedhöfen Bedburdyck, Gierath, Hochneukir­ch und Jüchen werden erweitert. Zusätzlich stehen 224 Urnenplätz­e im Kolumbariu­m auf dem Friedhof in Garzweiler zur Verfügung.“In Bedburdyck würden nun vier zusätzlich­e Stelen mit je vier Kammern aufgestell­t – 32 weitere Urnen könnten dort also beigesetzt werden.

Vielleicht finden dann auch Hubert Faßbenders Kegelbrude­r und sein Cousin möglichst bald ihre letzte Ruhe.

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