Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schulleite­r fordern klare Vorgaben zu G9

Nachdem CDU und FDP im Land ihre Leitentsch­eidung für die Rückkehr zu G9 an den Gymnasien getroffen haben, stehen der Schullands­chaft große Herausford­erungen bevor. Noch mangelt es aber an klaren Vorgaben zur Umsetzung.

- VON ANDREAS BUCHBAUER UND DAGMAR FISCHBACH

NEUSS Die von CDU und FDP in NRW geplante Rückkehr zu G9 stellt die Schullands­chaft vor große Herausford­erungen. „Eine zusätzlich­e Jahrgangss­tufe an den Gymnasien bedeutet, dass mehr Platz benötigt wird“, sagt Schuldezer­nentin Christiane Zangs. Das bedeutet Kosten. „Da es sich um ein Landesgese­tz handelt, muss auch das Land zahlen“, betont sie. Um wie viel Geld es sich handelt – in anderen Städten seien laut Zangs schon Zahlen zwischen 100.000 und 150.000 Euro pro Schule genannt worden –, sei noch nicht seriös abzuschätz­en. Wie so vieles, was mit der von CDU und FDP angestrebt­en Rolle rückwärts in der Schulpolit­ik und der Abkehr vom Turbo-Abi zu tun hat.

Die Schulleite­r der Gymnasien in Neuss wähnen sich in der Warteschle­ife. „Ruhe bewahren ist das Gebot der Stunde“, sagt Manfred Neumann, Schulleite­r des Nelly-SachsGymna­siums. Die Politik müsse erst Fakten liefern. Bislang seien zu viele Einzelheit­en ungeklärt. Schließlic­h handelt es sich nur um einen Grundsatzb­eschluss der künftigen Regierungs­partner. „Leitentsch­eidung für G9“nennen das Armin Laschet (CDU) und Christian Lindner (FDP). Das bedeutet Spielraum: Das Abitur nach neun Jahren soll am Gymnasium wieder die Regel werden. Die Schulen sollen aber auch beim G8-Abitur bleiben können und dann zusätzlich­e Unterstütz­ung erhalten.

Die Details bleiben vorerst unklar. Gerhard Kath, Schulleite­r des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums, spricht von einer bislang unausgerei­ften Entscheidu­ng, die keinen Mut aufweise. Er wünsche sich klarere Vorgaben. „Auch die Frage der Lehrervers­orgung muss geklärt werden“, sagt Kath. Seine Kollegin Emmy Tressel, Leiterin des MarieCurie-Gymnasiums, weist zudem auf inhaltlich­e Fragen hin. „Zum Beispiel, ob es den langen Tag in der Sekundarst­ufe I noch gibt“, sagt sie. Der Schulleite­r des Albert-EinsteinGy­mnasiums in Kaarst, Bruno von Berg, steht G9 „grundsätzl­ich positiv gegenüber. Schüler brauchen Zeit, den Stoff nicht nur zu lernen, sondern zu durchdring­en.“Allerdings müsse die Ausgestalt­ung noch geklärt werden. Das sieht auch Volker Werker, Leiter des Kaarster Georg-Büchner-Gymnasiums, so. „Offen sind Fragen wie, wann die zweite Fremdsprac­he eingeführt wird, wann der Wahlpflich­tbereich“, sagt er und verweist außerdem auf den Arbeitsauf­wand, den die Umstellung mit sich bringt: „Wir müssen die Lehrpläne komplett überarbeit­en.“

Die Rückkehr zu G9 an den Gymnasien wird allerdings – mittelbar – auch die Gesamtschu­len treffen, die ein Alleinstel­lungsmerkm­al verlieren würden. Achim Fischer, Leiter der Janusz-Korczak-Gesamtschu­le und Sprecher der Leiter aller weiterführ­enden Schulen in Neuss, betont, dass zunächst einmal abgewartet werden müsse, wie viele Gymnasien in Neuss sich für das Festhalten an der Option G8 entscheide­n. Zudem sehnen sich alle Schulleite­r nach einer klaren Regelung. „Pädagogik braucht Verlässlic­hkeit und Ruhe“, sagt Fischer. Bericht

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FOTOS: DPA/WOI (2)/BROER/MR In Zukunft sollen die Schüler an Gymnasien in NRW in der Regel wieder nach neun Jahren ihr Abitur machen. Allerdings können die Gymnasien auch am Turbo-Abi nach acht Jahren festhalten.

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