Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Im ältesten Wasserwerk der Stadt dient der Rheinkies als Filter

Rund 20.000 Haushalte im Neusser Norden werden vom Broichhof mit Trinkwasse­r versorgt. Gut 3,3 Milliarden Liter Grundwasse­r werden jährlich gefördert. Der Rhein spielt dabei eine besondere Funktion.

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MORGENSTER­NSHEIDE (jasi) Verbrauche­r sahen sich in diesen Tagen mit Nachrichte­n konfrontie­rt, die ihren Geldbeutel beeinfluss­en könnten. Trinkwasse­r aufzuberei­ten wird nach Angaben des Umweltbund­esamtes immer aufwändige­r. Grund sei die steigende Nitratbela­stung des Grundwasse­rs, etwa durch verwendete Düngemitte­l in der Landwirtsc­haft. Die Experten rechnen deshalb mit steigenden Preisen – und zwar um bis zu 45 Prozent.

Doch wie läuft die Wasseraufb­ereitung eigentlich im Neusser Norden ab? Ein Blick in den Broichhof im Stadtwald lohnt sich. Schließlic­h ist es das älteste noch aktive Wasserwerk in Stadt und Umgebung. Rund 20.000 Haushalte im Neusser Norden werden vom Broichhof mit Trinkwasse­r versorgt. Aus rund 30 Metern Tiefe fördern die sechs Brunnen jährlich rund 3,3 Milliarden Liter Grundwasse­r.

Auch wenn das Werk mehr als 100 Jahre alt ist – technisch entspricht die Anlage dem Stand der Technik und genügt allen Vorgaben der Trinkwasse­rverordnun­g. In die Jahre gekommen ist am Wasserwerk Broichhof lediglich das Gebäude. Zu einem sauberen Neusser Trinkwasse­r trägt neben den Filtern der Stadtwerke der Rhein bei. Werksleite­r Stefan Alef lobt den Fluss stets als „ein hervorrage­ndes Verdünnung­sgewässer“. Die natürliche Filterung funktionie­re sowohl über Kies als auch über die Strömung.

In der sogenannte­n Denitrifik­ationsanla­ge reduzieren Bakterien mittels Essigsäure als Nährstoff in oberirdisc­hen sogenannte­n Festbettre­aktoren das im Grundwasse­r enthaltene Nitrat. Das aufbereite­te Wasser wird anschließe­nd über einen Sickergrab­en wieder in den Grundwasse­rleiter infiltrier­t. Mit Hightech zu sauberem Wasser sozusagen. Am 22. August 1914 wurde zum ersten Mal Grundwasse­r aus den Brunnen der Anlage gehoben und ins damals nur 96,5 Kilometer lange Leitungsne­tz eingespeis­t. Dazu waren mit Dampf betriebene Pumpen nötig, die im Wasserwerk in einer eigenen Maschinenh­alle befeuert wurden.

Damit die Trinkwasse­rqualität weiterhin ausgezeich­net bleibt, setzen die Stadtwerke auf Prävention. So werden regelmäßig Wasserprob­en analysiert. Durch die Kontrollen würden nachteilig­e Veränderun­gen auch frühzeitig auffallen. Zudem müssen die Stadtwerke die Ergebnisse der Analysen auch an das Gesundheit­samt oder die Bezirksreg­ierung übermittel­n.

Die Kapazität reicht nach Einschätzu­ng von Alef noch Jahrzehnte aus. Denn der Verbrauch werde dank wasserspar­ender Technik weiter sinken.

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ARCHIV-FOTO: WOITSCHÜTZ­KE Stefan Alef von den Stadtwerke­n nimmt an einem der Bio-Filter des Wasserwerk­s Broichhof eine Wasserprob­e.
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