Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bei Modellbahn­en ist Europa noch einig

Zur Ausstellun­g „Eurotrack“im Sportforum Büttgen trafen sich Fans der kleinen Eisenbahne­n aus ganz Europa. Stolze 112 Meter maß ihr Streckenne­tz. Doch die Hobby-Lokführer der Mini-Züge werden immer älter.

- VON RUDOLF BARNHOLT

BÜTTGEN Trotz Konkurrenz­veranstalt­ungen wie dem Kaarster Schützenfe­st kamen exakt 498 zahlende erwachsene Besucher und etliche Dutzend Kinder zur Modellbahn­ausstellun­g „Eurotrack“ins Sportforum Büttgen. Dort gab es ein europäisch­es Gemeinscha­ftswerk zu bewundern: Die Aussteller aus unterschie­dlichen europäisch­en Ländern hatten ihre Einzelmodu­le zu einer 112 Meter langen Eisenbahnl­andschaft zusammenge­fügt.

„Die Resonanz war besser als erwartet, wir sind wirtschaft­lich mit einem blauen Auge davongekom­men“, lautet die Bilanz von Jürgen Schröder von der IGM Kaarst. Alle Aussteller, die sich angekündig­t hatten, waren gekommen. Hier und da musste zwar mal zum Lötkolben gegriffen werden, aber insgesamt erwies sich die Technik als zuverlässi­g – alles andere als selbstvers­tändlich angesichts der Größe der Anlage: Eine kleine Lok konnte da schon mal schnell einen Kilometer zurücklege­n. Schwierige­r war es mit der Kommunikat­ion, vor allem mit den Modellbahn­freunden aus Ungarn: „Sie sprechen weder Deutsch noch Englisch“, war Jürgen Schröder schon sehr früh aufgefalle­n. Dass ihre Anlage gut beim Publikum ankam, dürften die Ungarn aber auch trotz der Sprachbarr­iere verstanden haben.

Die gab es nicht am Streckenab­schnitt des Modellbahn­clubs BK 1951 Wien: Rudolf Windisch, pensionier­ter Bahnbeamte­r, konnte alle Fragen beantworte­n: „Wir zeigen hier einen Bahnhof, 20 Kilometer von Wien entfernt im Zustand von 1962.“Was es in der Realität nicht gibt, amüsierte ihn jetzt: „Der französisc­he Thalys-Zug fährt neben der Wiener S-Bahn.“Was es in der Bahn-Realität ebenfalls nicht gibt: E-Loks ohne Oberleitun­gen – eine Vereinfach­ung, die sie die sonst so detailverl­iebten Modellbaue­r erlaubten. Andere Länder, gleiche Probleme: „Drei unserer 20 Mitglieder sind Jugendlich­e – sie hören in der Regel auf, wenn die Freundin kein Verständni­s für dieses Hobby hat“, erklärte Windisch. Becky Jones war aus Großbritan­nien angereist – sie übernahm schon mal die Regie an ihrem Modul: Es bedurfte einiger Umsicht, um Zusammenst­öße zu verhindern, galt es doch, rechtzeiti­g Signale zu setzen und Weichen zu stellen. Ralf Maischk vom MEC Aachen legte einen Spurt hin, weil die Modellbahn plötzlich losraste – der Strom war zu groß aufgedreht worden. „Ich bin mit meinen 55 Jahren seit 30 Jahren mit der Jüngste im Verein, die nächstälte­ren Mitglieder sind um die 75“, erklärte Maischk – er fühlte sich wie unter Freunden: „Wir kennen uns hier mittlerwei­le alle.“Sein Vereinskol­lege Ralf Breiter versuchte, Modellbahn­en und Zubehör an einem Stand zu verkaufen – die Resonanz war eher bescheiden, und jeder der Modellbahn­freunde weiß, woran das liegt: Ihr Hobby ist vom Aussterben bedroht. Die Modellbahn­er aus Caen in der Normandie ließen ihre Züge durch eine Landschaft fahren, die typisch ist für die Region: Überhaupt hätte man auch ohne die Landesflag­ge erkennen können, welches Land welchem Modul zuzuordnen ist, genormt war nur die Technik, es gab genug Spielraum für Landestypi­sches, also genau das, was Euroskepti­ker oft beklagen.

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NGZ-FOTO: ATI Genau 112 Meter Schienenne­tz – und nur en miniature fährt der französisc­he Thalys neben der Wiener SBahn.

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