Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt soll mit Studenten-Gutachten sparen

Die FDP möchte Studenten bei der Erstellung von Gutachten und Projekten stärker einbinden. Mit dem Effekt, dass die Stadt weniger Geld für teure Profis ausgeben muss. Heute schon unterstütz­en Studenten die Rathausver­waltung.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Vor fünf Jahren war es Tobias Oechsle, ein Student der Fachhochsc­hule für öffentlich­e Verwaltung in Köln, der mit statistisc­hen Erhebungen zu Einsatzaus­wertungen der Feuerwehr einen wesentlich­en Beitrag für den heute noch gültigen Brandschut­zbedarfspl­an leistete. Er war und ist keine Ausnahme: Immer wieder unterstütz­en Studenten die Arbeit der Verwaltung. Und genau in diese Richtung zielt ein Antrag der FDP, der heute im Hauptaussc­huss behandelt wird: Die Stadtverwa­ltung soll prüfen, inwieweit Studierend­e bei der Vergabe von Gutachten berücksich­tigt werden können.

In der Beratungsv­orlage, in der sich die Mitglieder des Hauptaussc­husses mit diesem Thema heute befassen, gibt es (standardis­iert für alle Themen) die Rubrik „Finanziell­e Auswirkung­en“. Dort gibt die Verwaltung zwar an, dass die Umsetzung bzw. Intensivie­rung des FDPAnliege­ns keine Auswirkung­en habe. Wahrschein­lich ist es tatsächlic­h schwer, einen finanziell­en Effekt zu ermitteln, aber dass die Stadt spart, wenn sie ganze Arbeiten oder zumindest Teile von Studenten anstelle von gut bezahlten externen Experten anfertigen lässt, liegt auf der Hand. Genau darauf zielt der Antrag der Dormagener Liberalen auch ab: „In erster Linie würde die Stadt hohe Gutachterk­osten sparen, da studentisc­he Gutachten im Rahmen von Bachelor- und Masterarbe­iten annähernd kostenneut­ral sind“, sagt Fraktionsv­orsitzende­r Karlheinz Meyer. Er sieht einen weiteren Nebeneffek­t: „Zusätzlich wäre es denkbar, dass auf diese Weise geeignete Bewerber für vakante Stellen in der Verwaltung gefunden werden.“

Im Rathaus stößt der Antrag auf positive Resonanz. „Die Intention des Antragstel­lers wird begrüßt“, sagt Stadtsprec­her Harald Schlimgen. „Der Grundgedan­ke wird bereits seit Jahren berücksich­tigt.“So werden nach Angaben der Verwaltung Jura-Studenten, bei denen es noch das Staatsexam­en gibt, durch den Fachbereic­h Recht betreut. Es gibt dort allerdings keine Abschlussa­rbeiten, die vorgegeben werden oder als gemeinsame­s Projekt mit der Kommune erarbeitet werden könnten. Die Jura-Studenten müssen im Rahmen des Studiums ein Pflichtpra­ktikum in einer Verwaltung­sbehörde ableisten. „Die werden mit der Erstellung von Gutachten betraut, die aber in der Regel noch nachgearbe­itet werden müssen, da es unterschie­dliche Ausbildung­sstände gibt“, erklärt Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld. Die Stadt hat in der Kölner FH einen Ko- operations­partner. „Dort gibt es jährliche Projektarb­eiten. Wir melden dort rechtzeiti­g Themen. Dozenten und Studenten prüfen dann, ob sie sich damit befassen“, erklärt Schlimgen.

Die interne Mitarbeite­rbefragung vor einigen Jahren wurde von Studenten erledigt. 2013/14 beauftragt­e das Ausländera­mt Studenten damit, die Integratio­nskurse für Flüchtling­e zu untersuche­n, mit dem Ergebnis, dass diese vielfältig­e, positive Wirkungen entfalten. Klar ist aber auch, betont Schlimgen, dass es Grenzen gibt: „Spezielle Gutachtena­ufträge werden im Regelfall an Rechtsanwä­lte erteilt, wenn es sich um komplexere oder öffentlich brisante Themen handelt.“So ist es auch im Planungsbe­reich erforderli­ch, dass Gutachten gerichtsfe­st sind.

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