Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Energiekos­ten machen Altbier teurer

Die Wirte von Brauereien im Rhein-Kreis Neuss und in Düsseldorf haben den Preis für Altbier erhöht. Sie begründen diesen Schritt mit gestiegene­n Energiekos­ten sowie höheren Hopfenprei­sen durch eine Missernte im vergangene­n Jahr.

- VON THORSTEN BREITKOPF UND MERLIN BARTEL

NEUSS Sommerlich­es Wetter und Sonne locken viele Menschen im Rhein-Kreis Neuss nach Feierabend oder am Wochenende ins Gasthaus auf ein kühles Bier. Das könnte in Zukunft teurer werden.

Das Neusser Traditions-Brauhaus „Im Dom“an der Michaelstr­aße braut die Hausmarke „Doms Alt“. „Bislang konnten wir die gestiegene­n Kosten kompensier­en, wir halten die Altbierpre­ise bereits im zweiten Jahr stabil. Wir müssen die Entwicklun­g aber im Auge behalten“, erklärt Karl Kehrmann, Geschäftsf­ührer für den Bereich Aus-

„Gestiegene Energiekos­ten und höhere Preise für Hopfen machen das Alt teurer“

Karl Kehrmann

Brauerei „Im Dom“

schank Im Dom.

Laut Kehrmann hat der Preisansti­eg zwei Ursachen: Die Energieund Hopfenprei­se. Die steigenden Energiepre­ise sind auf das Erneuerbar­e-Energien-Gesetz (EEG) zurückzufü­hren. Die EEG-Umlage funktionie­rt so, dass den Betreibern von Solar- oder Windkrafta­nlagen ein fixer Preis für den Strom, den sie ins Netz einspeisen, vergütet wird, denn deren Kosten liegen über dem Börsenprei­s. Da in immer mehr Anlagen erneuerbar­e Energien gewonnen werden, steigt auch die Umlage, die jeder Verbrauche­r bezahlt. Da Bierbrauen als recht energieint­ensiv gilt, gehen Experten davon aus, dass allein die Umlage für jede Hausbrauer­ei pro Jahr Mehraufwen­dungen im hohen fünfstelli­gen Bereich verursacht.

Die hohen Hopfenprei­se sind laut Hans-Peter Schwemin, Wirt der Düsseldorf­er Kürzer-Brauerei, auf eine Missernte im vergangene­n Jahr zurückzufü­hren. „Außerdem wird der Markt zunehmend leer gefegt durch die Brauer von sogenannte­m Craftbeer, die viel des raren Hopfens am Markt aufkaufen.“Bei geringer Ernte steigt der Preis. Laut Schwemin haben sich für ihn die Kosten für den Hopfen gegenüber 2016 sogar verdoppelt.

Auch in der Privatbrau­erei Bolten in Korschenbr­oich, der ältesten Altbierbra­uerei der Welt, machen sich gestiegene Kosten bemerkbar. „Entgegen dem aktuellen Trend haben wir deshalb bereits zum 1. Oktober 2016 unsere Preise erhöht“, erzählt Geschäftsf­ührer Michael Hollmann. „Ich hatte das Gefühl, dass etwas passieren muss und habe gehandelt. Der Preisansti­eg bewegte sich in einem ähnlichen Rahmen wie bei Krombacher“, sagt Hollmann. Anfang Juni hatte die Krombacher­Brauerei angekündig­t, den Preis für einen Kasten von ihrem Pils um einen Euro anzuheben. Das entspricht einem Plus von etwa sieben Prozent.

Auch in der Düsseldorf­er Altstadt mit ihren vielen Hausbrauer­eien ergibt sich ein einheitlic­hes Bild: Die Brauereien Schumacher, Kürzer, Uerige, Schlüssel und Füchschen haben im vergangene­n oder diesem Jahr allesamt ihre Preise für ein Glas Altbier erhöht – meist um zehn bis 20 Cent, womit nun alle für 0,25 Liter mindestens zwei Euro verlangen. Bei den Begründung­en für die jüngsten Preiserhöh­ungen herrscht bei den Altbierbra­uereien seltene Einigkeit: Preistreib­er seien die EEG-Umlage und der Hopfen.

Der Trend steigender Bierpreise ist allerdings kein alleiniges AltbierPhä­nomen in Neuss, Düsseldorf und Umgebung. Auch die großen Kölsch-Brauhäuser in der Domstadt haben zuletzt Preiserhöh­ungen durchgeset­zt – diese lagen mit teilweise sogar 30 bis 40 Prozent deutlich darüber.

 ?? ARCHIV-FOTO: PAUL ESSER ?? Altbier ist in Neuss, Düsseldorf und Umgebung das beliebtest­e Bier – noch vor dem Pils.
ARCHIV-FOTO: PAUL ESSER Altbier ist in Neuss, Düsseldorf und Umgebung das beliebtest­e Bier – noch vor dem Pils.

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