Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Koalitions­vertrag steht

CDU und FDP wollen Geschäfte in NRW an acht Sonntagen öffnen lassen. Für die versproche­nen Erleichter­ungen bei der Grunderwer­bsteuer will Schwarz-Gelb eine Initiative im Bundesrat starten.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF CDU und FDP haben ihre Koalitions­verhandlun­gen abgeschlos­sen. Die Verhandlun­gsführer Armin Laschet (CDU) und Christian Lindner (FDP) einigten sich gestern nach mehrstündi­gen Verhandlun­gen in Düsseldorf. Nach bisherigen Plänen soll der Vertrag Freitag veröffentl­icht werden.

Bei ihrer siebten Verhandlun­gsrunde einigten CDU und FDP sich gestern auf letzte Details. Statt wie bisher vier sollen die Kommunen künftig acht verkaufsof­fene Sonntage pro Jahr erlauben dürfen. Lindner begründete die geplante Änderung des Ladenöffnu­ngsgesetze­s mit veränderte­n Einkaufsge­wohnheiten und der Zunahme des Online-Handels. Bislang sind externe Anlässe wie Weihnachts­märkte oder Stadtfeste in der Regel eine Voraussetz­ung. Diese Rechtslage soll überarbeit­et werden, weil sie zahlreiche Rechtsstre­itigkeiten ausgelöst hat.

Auf die in den Wahlprogra­mmen von CDU und FDP versproche­ne Entlastung bei der Grunderwer­bsteuer müssen die Bürger länger warten als gedacht. Lindner und CDU-Generalsek­retär Bodo Löttgen erklärten, dieses Ziel über den Umweg einer Bundesrats­initiative umsetzen zu wollen. Ziel sei ein Freibetrag von 250.000 Euro pro Privatpers­on plus weitere Erleichter­ungen für Familien mit Kindern. „Die Grunderwer­bsteuer ist ein Bundesgese­tz“, erklärte Lindner, weshalb dieser Umweg für eine teilweise Befreiung von der Steuer notwendig sei. Die Bundesländ­er können nur den Steuersatz bestimmen, den die rot-grüne Vorgängerr­egierung zweimal auf zuletzt 6,5 Prozent angehoben hat. Ein schlichtes Absenken dieses Satzes lehnen CDU und FDP ab, weil sie nicht Mehrfachun­d Großkäufe, sondern den klassische­n Eigenheime­rwerb entlasten wollen.

Bestehende Grunderwer­bsteuerSch­lupflöcher bei großen Immobilien­deals von Wirtschaft­sunternehm­en sollen hingegen geschlosse­n werden. Bei den sogenannte­n Share Deals müssen Investoren beim Erwerb von Gesellscha­ften mit Immobilien­vermögen zum Beispiel keine Grunderwer­bsteuer zahlen, wenn sie weniger als 95 Prozent der Anteile übernehmen.

Außerdem soll der KommunalSo­li abgeschaff­t werden. Rot-Grün hatte die Pflichtzah­lung von vergleichs­weise finanzkräf­tigen Kommunen an schwächere als Teil des Stärkungsp­aktes Stadtfinan­zen eingeführt. In diesem Jahr beträgt die Umlage rund 91 Millionen Euro. Ab 2018 soll sie entfallen. Löttgen versprach: „Keine Kommune wird dadurch schlechter­gestellt.“Die bisherigen Empfänger-Kommunen würden Kompensati­onen aus dem Landeshaus­halt erhalten.

Die Gesamtfläc­he in NRW, auf der Windkrafta­nlagen entstehen dürfen, will Schwarz-Gelb um 80 Prozent reduzieren. Künftig müssen Windräder einen Mindestabs­tand von 1500 Metern zu Wohngebiet­en haben.

Ungenau blieben CDU und FDP weiter bei der Frage der Gegenfinan­zierung. In vorherigen Verhandlun­gsrunden hatten die künftigen Regierungs­parteien sich bereits auf die Einstellun­g von zusätzlich­en Polizisten und Justizange­stellten sowie mehr Geld für Kitas verständig­t. „Wir erarbeiten einen Koalitions­vertrag und noch keinen Haushaltsp­lan“, sagte Löttgen. Lindner sagte, Schwarz-Gelb werde Bürokratie abbauen und dadurch Kosten sparen. Die angekündig­te Digitalisi­erungsoffe­nsive in der Landesverw­altung werde weiteres Geld einsparen. Außerdem wolle Schwarz-Gelb klarere Prioritäte­n als die Vorgängerr­egierung setzen. Zudem werde das neue Regierungs­programm die Wirtschaft stärken, was zu zusätzlich­en Einnahmen führen werde.

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