Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mehr Briten wollen Deutsche werden

Die Zahl der Einbürgeru­ngen schnellt nach dem Brexit-Votum in die Höhe.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Die Verhandlun­gen über den Brexit haben noch nicht begonnen, die britischen Bürger aber reagieren schon: Die Zahl der Briten, die sich in Deutschlan­d haben einbürgern lassen, ist im vergangene­n Jahr um 361 Prozent gestiegen, wie das Statistisc­he Bundesamt gestern mitteilte. So bekamen im vergangene­n Jahr 2865 Briten den deutschen Pass.

Während die Briten nach der Wahlschlap­pe von Theresa May aktuell noch nicht für die Brexit-Verhandlun­gen gerüstet sind, drängt die EU mittlerwei­le zur Eile. „Ich brauche auf der anderen Seite des Tisches eine britische Delegation mit einem Delegation­sleiter, der stabil, verantwort­lich und mit einem Mandat ausgestatt­et ist“, sagte der EU-Brexit-Chefunterh­ändler Michel Barnier der „Süddeutsch­en Zeitung“. Nach dem Willen der EU sollen die Verhandlun­gen am 19. Juni starten. Michel Barnier

In welchem Umfang die Zahl der britischen Arbeitnehm­er in Deutschlan­d wächst, ist noch nicht abzusehen. Die Bundesagen­tur für Arbeit hat dazu bislang nur Daten bis Ende September 2016. In den drei Monaten nach der Brexit-Ent- scheidung am 23. Juni 2016 verzeichne­ten die Statistike­r einen leichten Anstieg von 35.970 britischen Arbeitnehm­ern in Deutschlan­d auf 36.480.

Die deutschen Unternehme­n rechnen mit einem deutlichen Dämpfer für den Handel von Waren und Dienstleis­tungen, wie aus einer Umfrage des Deutschen Industrieu­nd Handelskam­mertages (DIHK) hervorgeht. Wie bei den Einbürgeru­ngen zeigen sich auch beim Handel erste Auswirkung­en: Die deutschen Exporte ins Königreich sind nach DIHK-Angaben bereits um gut 3,5 Prozent zurückgega­ngen. Etwa 750.000 Arbeitsplä­tze hängen vom Handel zwischen Deutschlan­d und Großbritan­nien ab.

„Ich brauche einen verantwort­lichen Delegation­sleiter“ EU-Brexit-Chefunterh­ändler

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