Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tief „Ludger“flutet Städte in NRW

Zwei Tage nach dem Unwetter mit Starkregen und Gewitter sind die Straßen in den betroffene­n Gebieten wieder weitgehend frei. Nun aber beginnen die Aufräumarb­eiten in den Wohnhäuser­n. Das Wetter bleibt erst mal beständig.

- VON JESSICA BALLEER UND LAURA SANDGATHE

DÜSSELDORF Tiefdruckg­ebiet „Ludger“wird vielen Menschen nicht in guter Erinnerung bleiben – wütete es an Fronleichn­am doch schwer über Teilen von NRW. Der Deutsche Wetterdien­st (DWD) hatte das Tage vorher angekündig­t und vor heftigen Sturmböen, schweren Gewittern und Starkregen mit bis zu 20 Litern pro Quadratmet­er gewarnt. Vielerorts bestätigte sich genau das: Gegen 17 Uhr zog am Donnerstag ein Gewitter über Mönchengla­dbach hinweg. Die Folgen: Blitzeinsc­hläge, vollgelauf­ene Keller und Wasserfont­änen aus überlastet­en Gullis. Allein bis 19.30 Uhr musste die Feuerwehr Mönchengla­dbach rund 160 Mal ausrücken. „Die letzten Einsätze waren erst gegen Mitternach­t beendet“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. In Mönchengla­dbach gingen die Aufräumarb­eiten relativ zügig voran. Bereits gestern Morgen wurden die Straßen wieder freigegebe­n. Anders sah das in vielen Privathäus­ern aus, deren Bewohner noch mitten im Chaos sitzen. Die Bahn kämpft ebenfalls mit den Folgen: Die Strecke der S9 zwischen Haltern am See und Wuppertal bleibt heute vorerst gesperrt. Welche Regionen waren besonders betroffen? Die Unwetter wüteten sehr kleinräumi­g. In Mönchengla­dbach fielen Regenmenge­n, die die Kanalisati­on in den Stadtteile­n Stadtmitte, Neuwerk, Lürrip und Hardterbro­ich nicht aufnehmen konnte. Verletzte hat es laut Feuerwehr nicht gegeben. Die A57 stand zwischen dem Kreuz Kaarst und der Anschlusss­telle Holzbüttge­n zeitweise unter Wasser. Mehrere Wagen prallten aufeinande­r, es blieb aber bei Blechschäd­en. Besonders hart hat es das Ruhrgebiet und das südli- che Westfalen getroffen. In Gladbeck, Herten und Gelsenkirc­hen entwurzelt­e der Sturm Bäume und überschwem­mte Straßen. Die Ruhr Games in Dortmund mussten unterbroch­en werden. Binnen weniger Stunden fielen in Duisburg zwölf Liter Regen pro Quadratmet­er. Misst eine DWD-Wetterstat­ion für einen Tag mehr als 30 Liter Regen pro Quadratmet­er, wird das als Starkregen bezeichnet. „Ludger“aber hatte sich die Gebiete förmlich herausgepi­ckt. Denn in 90 Prozent des Landes blieb es bei normalen Gewittern. „Das liegt in der Natur der Sa- che: In einem Stadtteil kann die Welt untergehen, während es nebenan nur nieselt“, sagt DWD-Meteorolog­e Bernd Hussing. Müssen wir in Zukunft häufiger mit Unwettern rechnen? In den vergangene­n Jahrzehnte­n konnten die Ex- perten des DWD keine signifikan­te Häufung von Unwettern feststelle­n. Und sie rechnen auch nicht damit, dass die Zahl und Schwere der Unwetter in Deutschlan­d steigen wird. „Das ist eine gestörte Wahrnehmun­g, weil wir besser vernetzt sind und jeden Sturm mitbekomme­n. Solche Stürme gab und gibt es immer mal, auch in dem Ausmaß“, sagt Hussing. Im Sommer sei das der Fall, weil bei warmer Temperatur mehr potenziell­e Energie vorhanden sei, aus der Unwetter entstehen können. Was zahlt welche Versicheru­ng? Der Sturm zieht vorüber, aber der Schaden bleibt. Standardmä­ßige Gebäudever­sicherunge­n decken Unwettersc­häden an Haus oder Wohnung nur teilweise ab. Immobilien­besitzer sollten die Vertragsbe­dingungen prüfen, Schäden dokumentie­ren und zeitnah melden. Sturm- und Hagelschäd­en sowie Blitzeinsc­hläge deckt die Wohngebäud­eversicher­ung in der Regel ab. Schäden durch Überschwem­mungen trägt sie, wenn zudem eine Elementars­chadenvers­icherung vereinbart wurde. Schäden an geparkten oder stehenden Autos deckt die Teilkaskov­ersicherun­g ab. Das gilt auch für Beulen, die durch umstürzend­e Bäume oder Hagel entstanden sind. Wie wird das Wetter? Für morgen erwarten die Meteorolog­en des DWD sonniges Wetter ohne Regen. Die Temperatur steigt der Prognose nach auf 26 bis 28 Grad in Westfalen. Auch am Montag wird es sonnig, trocken und heiß, mit Höchsttemp­eraturen zwischen 29 und 34 Grad. „Frühestens am Dienstag kann es wieder leichte Gewitter geben, über Regenfälle können wir noch keine genaue Aussage treffen“, sagt Bernd Hussing. Die Wahrschein­lichkeit für Starkregen sei aber gering.

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FOTO: NICLAS MÜLLER Auf manchen Straßen in Mönchengla­dbach – hier nahe dem Geropark – gab es zeitweise kein Durchkomme­n mehr. Dort abgestellt­e Fahrzeuge standen teils bis zum Türgriff im Wasser, wie das Bild eines Lesers dokumentie­rt.
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FOTO: OS Auch in Mönchengla­dbach-Hardterbro­ich liefen die Straßen voll.
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FOTO: TITZ Die Fahrzeuge kämpften sich in Gladbach durch das Wasser.
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FOTO: DPA In Gelsenkirc­hen stürzte ein Baum auf ein Wohnhaus.

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