Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Knapp jeder Vierte arbeitet für Niedrigloh­n

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BERLIN (qua) Der Anteil der Arbeitnehm­er, die in Deutschlan­d einen Niedrigloh­n beziehen, ist im europäisch­en Vergleich hoch. So verdienen 22,5 Prozent der Beschäftig­ten unter der Niedrigloh­nschwelle von 10,50 Euro pro Stunde. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf Anfrage der Linksfrakt­ion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Zum Vergleich: Im Euroraum insgesamt kommen nur 15,9 Prozent der Arbeitnehm­er mit Niedrigloh­n nach Hause und haben aber mehr in der Tasche als deutsche Niedriglöh­ner: Im Euroraum beginnt der Niedrigloh­n erst unterhalb von 14,10 Euro. In der gesamten EU sieht es etwas schlechter aus. Dort arbeiten 17,2 Prozent der Beschäftig­ten unterhalb der Niedrigloh­nschwelle, die bei 13,20 Euro liegt.

Nach einer Vorgabe der Industries­taatenorga­nisation OECD gilt als Niedrigloh­n ein Verdienst, der unterhalb von zwei Dritteln des mittle- ren Bruttolohn­s (Median) liegt. „Deutschlan­d betreibt Lohndumpin­g in Europa“, kritisiert­e LinkenFrak­tionsvize Klaus Ernst. „Während im Euroraum und der EU durchschni­ttlich jeder Sechste im Niedrigloh­nsektor arbeitet, ist es in Deutschlan­d jeder Vierte.“

In Frankreich arbeiten nur 8,8 Prozent der Beschäftig­ten für einen Niedrigloh­n, der dort mit nur zehn Euro etwas niedriger liegt als in Deutschlan­d. Aus Sicht der Linken ist der Mindestloh­n in Deutschlan­d von 8,84 Euro nicht geeignet, den Beschäftig­ten aus dem Niedrigloh­nbereich herauszuhe­lfen. Die Höhe sei im Vergleich zu ähnlichen Staaten Europas zu gering, beklagt Ernst. In Deutschlan­d liege der Mindestloh­n um 1,66 Euro unter der Niedrigloh­nschwelle von 10,50. Ernst betonte, in Frankreich hingegen entspreche der Mindestloh­n von 9,76 Euro ungefähr dem Niedrigloh­nschwellen­wert.

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