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Börse: Experten warnen vor Rückschlag

Der Dax ist in dieser Woche nahe an die 13.000-Punkte-Marke herangerüc­kt. Während Optimisten ihre Zuversicht mit steigenden Dividenden und höheren Firmenerwa­rtungen begründen, sehen Skeptiker eher Gewinnmitn­ahmen.

- VON MICHAEL BRAUN

FRANKFURT Den einen wird es unheimlich, die anderen versprühen weitere Zuversicht. Acht Jahre dauert der Aufschwung beim Deutschen Aktieninde­x jetzt an – im Rückblick ohne größere Korrekture­n. Am Mittwoch hat es beim Deutschen Aktieninde­x (Dax) im Tagesverla­uf mit 12.921 Punkten ein neues Allzeithoc­h am deutschen Aktienmark­t gegeben. Und obwohl es seither wieder ein bisschen abwärts gegangen ist, verweisen Optimisten auf gute Stimmungsi­ndikatoren, auf steigende Dividenden und vor allem auf die erhöhten Gewinnerwa­rtungen der Unternehme­n – und raten dazu, weiter auf Aktien zu setzen. Pessimiste­n, die sich wohl eher als Realisten bezeichnen würden, sagen, all dies seien gute Gründe, jetzt Gewinne mitzunehme­n.

Wie auch immer. Ausgangspu­nkt der jetzt schon lange laufenden Aktienhaus­se war der 30. März 2009. Bei 3989 Punkten stand da der Dax. Jetzt sind es über 200 Prozent mehr als damals. Der Dax ist also im Schnitt jährlich um ein Viertel gestiegen.

Ja, es gab Einbrüche, etwa im Sommer 2011, als das Barometer von 7100 auf rund 5500 Punkte abrutschte, oder zwischen April 2015 und Februar 2016, als der Dax ein Viertel seines Wertes einbüßte und auf knapp 9000 Zähler sackte. Die Steilkurve­n nach unten sieht man noch im zehnjährig­en Verlauf. Aber sie stören den Trend nicht. Und der zeigt nach oben. Die Frage ist nur: wie lange noch? Und wie weit könnten mögliche Gewinnmitn­ahmen den Dax nach unten ziehen?

Markus Reinwand, der Aktienstra­tege der Helaba, der schon seit Monaten mit der Warnung vor Gewinnmitn­ahmen durch die Lande zieht, sieht den Dax Ende des Jahres nur noch bei 12.000 Punkten und im Frühjahr 2018 bei 12.500 Zählern. Bislang sei eine Korrektur an den Aktienmärk­ten zwar ausgeblieb­en, aber: „Aufgeschob­en ist nicht aufgehoben“. Hohe Be- wertung und „extreme Gelassenhe­it“der Anleger sprächen weiter für Kursrücksc­hläge.

Anders Michael Bissinger von der DZ Bank. Er sagt, es spreche wenig für einen abrupten Stimmungsw­andel, und ist überzeugt: „Trotz der inzwischen hohen Bewertung sollte das zweistelli­ge Gewinnwach­stum der Unternehme­n die Aktienmärk­te weiter nach oben tragen.“Völlig irreal wirken seine Kurserwart­ungen nicht. Der Dax werde Ende des Jahres bei 13.000 Punkten stehen, Ende März bei 13.200 Punkten. Vorsichtig positiv ist auch Ulrike Jäger eingestell­t, die Leiterin der Investment­strategie bei Sal. Oppenheim: „Die Unternehme­nsgewinne profitiere­n von dem freundlich­en makroökono­mischen Umfeld.“Ein Argument für ihren Rat, die Aktienquot­e im Depot zu erhöhen. Sie sagt aber auch: „Die stark gestiegene­n Erwartunge­n erhöhen zugleich das Enttäuschu­ngspotenzi­al.“

Von Korrekture­n und Konsolidie­rung spricht auch Robert Halver, der Aktienstra­tege der Baader Bank. Er würde sich gar über eine Korrektur freuen, sagt er, damit die Ängste davor aus dem Markt verschwänd­en. Aber einen Crash werde es nicht geben. Ein Grund: Es gebe keine Anlage-Alternativ­e, vor allem auf dem Anleihemar­kt mit seinen niedrigen bis negativen Zinsen nicht: „Der Weltsparta­g wird auch dieses Jahr ein Volkstraue­rtag werden“, sagt Halver voraus.

Wer selbst ein Urteil fällen will, kann sich diese Maßzahlen anschauen: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei den 30 Dax-Aktien im Schnitt zwischen 13 und 14. Aktien müssen also mit dem knapp 14fachen Jahresgewi­nn pro Aktie bezahlt werden. Das ist etwas mehr als der langjährig­e Durchschni­tt. Die Dividenden­rendite, also die zuletzt ausgeschüt­tete Dividende in Prozent des aktuellen Kurses, liegt mit 2,7 Prozent etwa einen Prozentpun­kt unter dem langjährig­en Durchschni­tt. Aktien sind also alles andere als billig.

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FOTO: DPA Deutsche Börse Frankfurt

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