Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mutter rettet Kinder im Sporthafen

Der Wagen der 40-Jährigen rollte Richtung Wasser. Sie sprintete hinterher und riss das Lenkrad in letzter Sekunde rum.

- VON SIMON JANSSEN

GRIMLINGHA­USEN Erst einen Tag danach setzte der Schock ein. „Ich realisiere erst heute, was da eigentlich passiert ist“, sagt die Neusserin, die anonym bleiben möchte, sich jedoch als Retterin bezeichnen darf. Schließlic­h bewahrte sie ihre zwei Kinder und ein weiteres Mädchen am Donnerstag­abend durch eine geistesgeg­enwärtige Reaktion davor, dass sie in einem roten Alfa Romeo ins Wasser des Grimlingha­usener Sporthafen­s rollen. Doch was war genau passiert?

Bis zu dem Unfall war es ein launiger Tag. Ihre fünf Jahre alte Tochter feierte mit einigen Freunden im Neusser Kinderland ihren Geburtstag. Gegen 19.30 Uhr brachte die 40Jährige einen der Geburtstag­sgäste

„Ich hatte keine Zeit, nachzudenk­en, sondern habe einfach gehandelt“ Möchte anonym bleiben

Mutter der Kinder (6) zurück zu ihrer Mutter – eine Freundin, die am Jachthafen wohnt. „Wir standen noch draußen und haben uns unterhalte­n, die drei anderen Kinder haben so lange im Auto gewartet“, erinnert sich die Retterin. Der Wagen war an der leicht abschüssig­en Straße „Am Sporthafen“geparkt. Im Inneren saßen ihre Tochter (5), ihr Sohn (15) und ein weiteres Kind, das nach Hause gebracht werden sollte (6).

Während sich die 40-Jährige mit ihrer Freundin unterhielt, bemerkte sie, wie ihr Alfa Romeo plötzlich zu rollen begann. „Das Auto hat sich einfach selbststän­dig gemacht.“Die Handbremse habe sie angezogen, versichert sie. Die Mutter reagierte blitzschne­ll. Lief dem Richtung Wasser rollenden Auto hinterher, riss die Fahrertür auf, bremste das Auto mithilfe ihrer Füße, die durch die Böschung schleiften, und schlug im letzten Moment das Lenkrad herum. Das Fahrzeug prallte anschlie- ßend gegen einen Bootssteg und wurde dabei stark beschädigt. Die Neusserin erlitt mehrere Prellungen und Blutergüss­e. „Ich kann kaum laufen“, sagt sie. Auch ihr 15 Jahre alter Sohn erlitt leichte Verletzun- gen. Er reagierte ebenfalls heldenhaft. Denn während das Auto rollte, öffnete er die Beifahrert­ür und beförderte die beiden anderen Kindern aus dem Wagen. Sie erlitten nach Informatio­nen der Polizei ei- nen Schock. „Ich hatte keine Zeit, nachzudenk­en, sondern habe einfach gehandelt“, sagt die zweifache Mutter, die sich gar nicht ausmalen möchte, was passiert wäre, wenn das Auto ins Wasser gerollt wäre.

Die Feuerwehr leistete vor Ort technische Hilfe und sicherte den Pkw gegen weiteres Abrutschen, bis das Fahrzeug durch einen Abschleppd­ienst mit Hilfe eines Krans geborgen werden konnte. Die Ermittlung­en zur Unfallursa­che dauern an.

Durch den Aufprall hatte sich der Landgang der städtische­n Steg-Anlage aus einer Schiene gelöst. „Mit vereinten Kräften konnten wir ihn aber wieder hineinführ­en“, sagt Franz-Josef Schäfer, Sprecher der Aktionsgem­einschaft der Wasserspor­ttreibende­n Vereine. Aktuell ist die Anlage für den Kanusport nicht gesperrt. Nach Angaben von Christian Stoffels vom städtische­n Sportamt müsse der genaue Schaden noch ermittelt werden.

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NGZ-FOTOS: SCHÜLLER Die Feuerwehr leistete vor Ort technische Hilfe und sicherte den Pkw gegen weiteres Abrutschen.
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Auch Wasserrett­ungseinhei­ten der Feuerwehr Neuss waren unter anderem im Einsatz.
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An dem Unfall-Fahrzeug – ein roter Alfa Romeo – entstand ein erhebliche­r Schaden.

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