Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Was Neuss und Köln verbindet

Die Kölner Oberbürger­meisterin Henriette Reker war beim Burgunderm­ahl Gast des Forums Archiv und Geschichte. Sie betonte die historisch gewachsene­n Kontakte und warb dafür, gemeinsam die Metropolre­gion nach vorne zu bringen.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Zwischen groß und klein(er) wird nicht unterschie­den, wenn es gilt, die Region Rheinland internatio­nal nach vorne zu bringen. Auf diesen Standpunkt stellt sich Henriette Reker, die als Oberbürger­meisterin der Stadt Köln in der neu gegründete­n Metropolre­gion Rheinland den größten Akteur vertritt. Beim Burgunderm­ahl des Forums Archiv und Geschichte warb sie aber für einen Umgang auf Augenhöhe untereinan­der und ein ge- Henriette Reker schlossene­s und starkes Auftreten nach außen.

Bürgermeis­ter Reiner Breuer billigte guterzogen den Städten Köln, aber auch Düsseldorf eine besondere Rolle zu und nannte sie „zwei Motoren, die die Region nach vorne bringen“. Doch richtig wohlgefühl­t hätte sich ein Düsseldorf­er beim Burgunderm­ahl nicht. Die Kernbotsch­aft des Abends war nämlich: Köln und Neuss – seit Ewigkeiten Nachbarn und Partner, die sich, so Reker, „in Konkurrenz und Miteinande­r“gegenseiti­g stimuliert haben. Die Landeshaup­tstadt fand sich nur zweimal namentlich erwähnt: Als Reker Neuss die Stadt „verlängert­er römischer Lebensart im Schatten von Düsseldorf“nannte und als Breuer seine Heimatstad­t als Bindeglied zwischen diesen beiden Metropolen bezeichnet­e: als Stadt, „in der Kölsch und Alt gelebt werden“.

Zum Burgunderm­ahl lädt das Forum Archiv immer im Juni ein, um an die Belagerung durch den Burgunderh­erzog Karl den Kühnen und die Befreiung der Stadt durch das Reichsheer zu erinnern. Dieses Aufgebot war im Jahr 1475 zum ersten Mal mobilisier­t worden, erinnerte Reker. Für sie ein frühes Beispiel erfolgreic­her „internatio­naler Zusammenar­beit“im Fürstenbun­d des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Das ist eine der Auswirkung­en, die die erfolgreic­h ausgehalte­ne Belagerung auf die europäisch­e Politik und Geschichte hatte. Eine andere war, so erinnerte Re- ker, dass diese Niederlage der Anfang vom Ende der Großmachtb­estrebunge­n des Burgunders war. Die dritte Macht, die er zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich etablieren wollte, blieb Wunschtrau­mdenken.

Festredner beim Burgunderm­ahl sind stets Repräsenta­nten einer an diesem Kriegszug beteiligte­n Parteien, erinnert Martin Flecken, der Vorsitzend­e des Forums. Dass bei der neunten Auflage eine Einladung Richtung Köln ausgesproc­hen wurde, hat aber nicht nur mit dem – schon auf zeitgenöss­ischen Bildern plakativ in Szene gesetzten – Kölner Truppenkon­tingent im Reichsheer zu tun, sondern auch mit dem Jubiläum des Stadtarchi­vs, das auf eine 775-jährige Geschichte zurückblic­kt. Der älteste Hinweis auf dieses „archivum publicum Nussie“, das bei der Belagerung bereits 233 Jahre bestand, wird im Historisch­en Archiv der Stadt Köln verwahrt. Es ist, wie Flecken erinnerte, eine Verfügung der Eheleute Siebertus und Gisela von Dülken, die ein bereits im Archiv hinterlegt­es Testament da-

„Neuss ist die Stadt verlängert­er römischer Lebensart im Schatten von Düsseldorf“ Oberbürger­meisterin von Köln „Neuss ist Bindeglied zwischen Köln und Düsseldorf. Hier werden Alt und Kölsch gelebt“

Reiner Breuer

Bürgermeis­ter von Neuss

mals zugunsten des Deutschen Ordens ändern wollten. Dieses historisch­e Dokument war beim Einsturz des Kölner Stadtarchi­vs verschwund­en und konnte erst im November 2016 wieder identifizi­ert werden. Dass es bei dieser Katastroph­e für Köln die Truppe des Neusser Stadtarchi­vs war, die den Schaden einzugrenz­en half, war für Reker ein weiterer Grund für ihren Besuch. Sie sagte herzlich Dank dafür.

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FOTO: WOI Martin Flecken (r.) Vorsitzend­er des Forum Archiv, begrüßte Henriette Reker im Beisein von Bürgermeis­ter Reiner Breuer (2.v.l.) und Vorstandsk­ollegen.

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