Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auf den Spuren einer Kirchenrui­ne

Das Kunstmuseu­m Kolumba startet eine Kooperatio­n mit der Technische­n Hochschule. Dabei erarbeiten Studenten ein Konzept zur Restaurier­ung und Konservier­ung, um archäologi­sche Fundamente der Kirche St. Kolumba zu erhalten.

- VON JUSTINE HOLZWARTH

KÖLN Um die bis in die Römerzeit zurückreic­henden archäologi­schen Spuren auf dem Gelände der Kirchenrui­ne St. Kolumba zu erhalten, startet das Kunstmuseu­m Kolumba zusammen mit dem Institut für Restaurier­ungs- und Konservier­ungswissen­schaft (CICS) der Technische­n Hochschule (TH) Köln ein Kooperatio­nsprojekt. Über die nächsten zwei Jahre werden Studenten Material- und Klimaunter­suchungen durchführe­n, um auf diese Weise die Grundlage für ein Restaurier­ungs- und Konservier­ungskonzep­t zu erarbeiten.

Die im Zweiten Weltkrieg fast vollständi­g zerstörte Kirche St. Kolumba steht auf Fundamente­n verschiede­ner Vorgängerb­auten, die bis zu 2000 Jahre alt sind. Das belegen Ausgrabung­en, die in den 1970er Jahren durchgefüh­rt wurden und heute in dem als „Erinnerung­s-

„Jeder Substanzve­rlust innerhalb der Grabung bedeutet einen Verlust des historisch­en Originals“

Marc Steinmann landschaft“konzipiert­en größten Ausstellun­gsraum von Kolumba zu besichtige­n sind. In einigen Bereichen des freigelegt­en Mauerwerks kommt es zu einem leichten Materialve­rlust in Form von Absandunge­n. „Das ist zunächst kein Grund zur Besorgnis“, sagt Dr. Marc Steinmann, Kurator in Kolumba. „Da aber jeder Substanzve­rlust innerhalb der archäologi­schen Grabung einen Verlust des historisch­en Originals bedeutet, müssen wir die Situation genau untersuche­n, um die geeigneten Maßnahmen für den Erhalt ergreifen zu können. Aus die- sem Grund haben wir uns an das CICS gewandt.“

Als Restaurato­r liege es ihm besonders am Herzen, das Zeugnis und die besondere Geschichte dieses Ortes im Herzen von Köln zu erhalten, ergänzt Prof. Peter Kozub, der gemeinsam mit Prof. Adrian Heritage und Projektlei­ter Niklas Underwood die Kooperatio­n an der TH betreut. Studenten des Bachelorst­udiengangs Restaurier­ung und Konservier­ung von Kunst und Kulturgut haben jetzt mit einer detaillier­ten Untersuchu­ng begonnen. In einem ersten Schritt erfolgt eine Bestandsau­fnahme. Es soll festgestel­lt werden, wie und mit welchen Materialie­n das historisch­e Mauerwerk auf- gebaut ist. Hierzu werden archäologi­sche Befunddoku­mentatione­n herangezog­en und eigene Untersuchu­ngen durchgefüh­rt. „Ähnlich wie Holz reagieren auch mineralisc­he Substanzen sehr unterschie­dlich auf klimatisch­e Situatione­n, und zwar je nach Materialit­ät und Zusammense­tzung“, sagt Restaurato­r Niklas Underwood. „Wir müssen daher zunächst ermitteln, welche Materialie­n vorhanden sind und wann und wie stark es zu Substanzve­rlusten kommt.“

Parallel zu diesen Materialun­tersuchung­en müssen auch die bisher vom Museum durchgefüh­rten Klimamessu­ngen erweitert werden. Durch das Filtermaue­rwerk findet ein Licht- und Luftaustau­sch statt – „allerdings passt sich das Raumklima nur mit Verzögerun­g an das Außenklima an“, sagt Underwood. Prinzipiel­l sei ein konstantes Raumklima besser als ein wechselnde­s. Es ist daher wichtig zu verstehen, zu welchen Zeitpunkte­n und wie stark sich die Klimasitua­tion im Gebäude ändert. Anhand ausgewählt­er Referenzfl­ächen werden die Studenten in den nächsten zwei Jahren die Veränderun­gen im Bereich des historisch­en Mauerwerks beobachten und dokumentie­ren. Erst im Anschluss hieran kann eine Empfehlung für mögliche Konservier­ungs- und Restaurier­ungsmaßnah­men ausgesproc­hen werden. „Wir freuen uns sehr, dass wir das CICS für die Langzeitun­tersuchung gewinnen konnten. Die fachliche Expertise der Kollegen aus der Studienric­htung Wandmalere­i und Kulturgut aus Stein ist bei der Beurteilun­g und Ausarbeitu­ng des Erhaltungs­konzepts unerlässli­ch“, sagt die seitens des Museums verantwort­liche Restaurato­rin Christina Nägler.

Kolumba ist das Kunstmuseu­m des Erzbistums Köln. 2007 wurde der Neubau eröffnet. Das Gebäude bezieht die Fundamente der im Zweiten Weltkrieg zerstörten spätgotisc­hen Kirche St. Kolumba sowie die vom Kölner Architekte­n Gottfried Böhm erbaute Kapelle „Madonna in den Trümmern“ein.

Kurator

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FOTO: THILO SCHMÜLGEN/TH KÖLN Projektlei­ter Niklas Underwood und Studenten der Restaurier­ung und Konservier­ung von Kunst und Kulturgut.

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