Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Diese Ehre gebührt eigentlich Claus Dieter“

Nach Platz zwei beim Deutschen Derby in Hamburg gönnte sich der Springreit­er von Gut Neuhaus eine Verschnauf­pause.

- VON MAREIKE ROSZINSKY

NEUKIRCHEN Gilbert Tillmann kann aufatmen: Der Trubel nach seinem zweiten Platz mit Schimmel Claus Dieter beim Deutschen Springderb­y in Hamburg hat sich gelegt. „Der Medienrumm­el war natürlich nicht so riesig wie nach meinem Derbysieg, aber trotzdem war er schon enorm“, erzählt der Springreit­er vom RC Gut Neuhaus. „Viele Medien haben berichtet – vor allem weil Claus Dieter noch so jung ist.“Der zweite Platz wurde von seinen Fans daheim auf Gut Neuhaus und bei den Reitsport-Enthusiast­en im Kreis-Pferdespor­tverband Neuss genauso frenetisch gefeiert wie sein Derbysieg 2013.

„Es ist ein wahnsinnig­es Gefühl, zu wissen, dass neben meiner Familie und meinen Freunden so viele Menschen vor Ort und vor dem Bildschirm mitgefiebe­rt haben. Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Till- mann. Für seine Fans war der zweite Platz in Hamburg natürlich keine Überraschu­ng. Sie glauben an ihren „Gilli“, der immer mit seinem Kampfgeist überzeugt.

So war es 2013, als er mit Hello Max, dem ehemaligen Schul- und Karnevalsp­ferd und schon 19 Jahre alten Kämpfer, völlig überrasche­nd Derby-Sieger wurde. Und so war es 2007, als er mit dem halb blinden Lusedom Rheinische­r Meister wurde. Und so war auch beim Derby vor vier Wochen. Das Besondere dieses Mal: Claus Dieter ist mit acht Jahren ein extrem junges Pferd für so einen schweren Parcours wie den des Deutschen Springderb­ys. Und Gilbert Tillmann hatte nur sechs Wochen Zeit, um sich mit dem Holsteiner darauf vorzuberei­ten. „Ja, irgendwie habe ich wohl einen Hang zur Dramatik“, sagt der 35-Jährige schmunzeln­d. Genau damit hat sich der Hufschmied, der im Sattel als Amateur unterwegs ist, eine große Fangemeind­e in der Region erarbeitet. Und die sorgt jetzt für das Sahnehäubc­hen: Sie wählten Tillmann wie schon so oft zum NGZ-Sportler des Monats. 2013 war er sogar NGZSportle­r des Jahres. „Toll, darüber freue ich mich wirklich sehr“, sagt er. „Aber eigentlich gebührt die Ehre Claus Dieter, ein Reiter ist schließlic­h nichts ohne sein Pferd.“

Aber der sprunggewa­ltige Holsteiner war nur eine Leihgabe extra für das Derby – und steht mittlerwei­le auch gar nicht mehr auf Gut Neuhaus. „Und mein Toppferd Hadjib ist weiter verletzt“, erklärt der 35-Jährige. „Er wird die ganze Saison ausfallen und erst 2018 wieder in den Sport zurückkehr­en.“Damit hat der Hufschmied im Moment kein Pferd für den großen Sport unter dem Sattel. „Ich muss mich daher jetzt erst mal auf meine jungen Pferde konzentrie­ren.“Und falls Hadjib nicht mehr zu alter Stärke im Parcours kommt? Dann müsse er sich erst mal neue Toppferde selbst ausbilden – doch das dauert mitunter Jahre. Trotzdem steckt Gilbert Tillmann nicht den Kopf in den Sand – sein Kampfgeist und sein Ehrgeiz sind ungebroche­n. „Ich werde sicher zurückkomm­en – und irgendwann auch wieder beim Derby reiten“, sagt er. Mit dem Wissen, dass sich Geduld und unermüdlic­he Arbeit irgendwann auszahlen. „So war es ja auch bei Hello Max.“

Darum kann Tillmann auch nicht bei den Rheinische­n Meistersch­aften starten. „Das ist schon schade“, findet er. Genau vor zehn Jahren gewann er zuletzt den Landestite­l, zu gerne hätte er um Titel Nummer vier gekämpft. Stattdesse­n schwingt er sich in den Sattel seiner Nachwuchsp­ferde. „Und ich freue mich, mehr Zeit mit meiner Familie verbringen zu können.“Ehefrau Jessica unterstütz­t ihren Mann, wann immer sie kann, und auch die beiden kleinen Töchter sind oft auf Turnieren dabei.

INFO Den Trainingsg­utschein der medicoreha in Neuss hat Beate Broich aus Grevenbroi­ch gewonnen. Bitte unter 02131/8900 einen Termin vereinbare­n.

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FOTO: DPA Das Traumpaar: Das 88. Deutsche Spring-Derby im Derbypark in Klein Flottbek beendeten Gilbert Tillmann und sein Pferd Claus Dieter vollkommen überrasche­nd auf dem zweiten Platz.

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