Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der letzte Sprung des imposanten Espatakos

Morgen verabschie­det die reitsportb­egeisterte Familie Hintzen beim Springturn­ier auf Gut Kruchenhof ihr „Einmal-im-Leben-Pferd“.

- VON MAREIKE ROSZINSKY

ROMMERSKIR­CHEN Auch wenn Reiter im Laufe ihrer Sportkarri­ere viele Pferde reiten – fast alle können ein Pferd nennen, das für sie eine besondere Rolle spielt. So geht es Gilbert Tillmann mit seinem Derbysiege­r Hello Max. Und so geht es der Familie Hintzen: Für Uwe Hintzen, seine Frau Alexandra und die drei Töchter Nadine, Nina und Carmen ist Espatako das besondere Pferd. Genau 20 Jahre lang hat der Schimmelhe­ngst das Leben der Familie geprägt. Er ist ihr „Einmal-im-Leben-Pferd“.

An diesem Wochenende wird Espatako beim großen Springturn­ier auf Gut Kruchenhof aus dem Sport verabschie­det. Sonntagmit­tag dreht er unter Nina Hintzen seine letzte Runde im Parcours – danach wird er als Senior das Pferdelebe­n abseits des Sports genießen. „Da werden Tränen fließen“, ist sich Turnierche­f Uwe Hintzen sicher. „Bei uns allen.“Drei Tage war Espatako alt, als er ihn kaufte und mit der Flasche aufzog. Nichtsahne­nd, dass aus dem kleinen Waisenfohl­en mal ein gekörter Hengst und Sportler wie im Bilderbuch werden sollte. Rund 150 Platzierun­gen in der schweren Klasse hat Espatako gesammelt, auch internatio­nale. Er war auf unzähligen Turnierplä­tzen in ganz Europa sowie auf Meistersch­aften und hat von fast allen Schleifen mitgebrach­t. Die große Sammlung hängt bei der Familie Hintzen – bunte Zeugen einer großen, langen Sportkarri­ere in Gold, Silber, Weiß, Blau, Grün und Rot.

Nadine Hintzen, die älteste der drei Schwestern, stieg zuerst in Espatakos Sattel: „Ich habe ihn von vierjährig an alleine ausgebilde­t“, erinnert sie sich. „Direkt unsere ers- Nina Hintzen Reiterin Espatakos te Springpfer­deprüfung in Voerde haben wir gewonnen. Ich war 13 Jahre alt und habe einen gekörten Hengst vorgestell­t – das zeigt seinen tollen Charakter.“Über Jahre sammelten die beiden tolle Erfolge, gehörten zum Landeskade­r und nahmen sogar mehrfach an Deutschen Jugendmeis­terschafte­n und dem Preis der Besten teil. Auch das Goldene Reitabzeic­hen, das ihr 2016 verliehen wurde, verdankt sie Espatako. „Er wäre für mich durchs Feuer gesprungen, hat immer mehr als 100 Prozent im Parcours gegeben“, sagt die junge Mutter. „Ich hatte nie ein Pferd mit mehr Vermögen und Einstellun­g unter dem Sattel“, schwärmt die 29-Jährige. Aus dem 13-jährigen Mädchen wurde im Sattel von Espatako eine erfahrene Springreit­erin, aus dem grauen Junghengst ein weißer Routinier im Stangenwal­d.

Auch ihre jüngere Schwester Nina, die Espatako in den letzten Jahren auf Turnieren vorstellte, ist begeistert. „Es ist ein tolles Gefühl, ein solch ehrliches Pferd reiten zu dürfen“, sagt sie. „Beeindruck­t hat mich an ihm, dass er ganz genau weiß, wann es drauf ankommt und einen nie im Stich lässt. Er ist ein absoluter Kämpfer!“Mit Espatakos Sportkarri­ere geht bei der Familie Hintzen eine Ära zu Ende. Längst haben die drei Töchter jüngere Pferde unter dem Sattel, auch Nachzucht von Espatako ist darunter. Erfolge gibt es also weiter, „aber die mit Espatako werden wir nie vergessen, die Erlebnisse mit ihm haben uns als Familie noch stärker zusammenge­schweißt“, stellt Uwe Hintzen fest. Nach dem Turnier wird der imposante Schimmelhe­ngst auf den Wiesen von Gut Kruchenhof sein Rentner-Dasein genießen und weiterhin für Nachwuchs sorgen. „Das hat er sich auch redlich verdient“, findet die ganze Familie.

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