Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fahrdienst­leiter bringen Züge ans Ziel

- VON VERENA WOLFF

Die Verkehrsfa­chleute sorgen dafür, dass bei der Bahn der Alltagsbet­rieb richtig funktionie­rt. Sie tragen bei ihrer Arbeit enorm viel Verantwort­ung.

Kim Wondratsch­ke kommt aus einer Eisenbahne­rfamilie. Der Vater war Fahrdienst­leiter, der Opa auch. Über diesen Beruf denken Bahnreisen­de so gut wie nie nach – außer wenn es zu einem schweren Unglück kommt wie dem im Februar 2016 bei Bad Aibling in Bayern, wo zwei Züge zusammenst­ießen. „Man genießt das Vertrauen der Menschen, aber man trägt auch eine große Verantwort­ung, dass alles reibungslo­s läuft“, sagt Wondratsch­ke.

Die junge Frau ist angestellt bei der DB Netz AG, einer Tochter der Deutschen Bahn. Eine Weile hat sie mit dem Gedanken gespielt, nach dem Abi zu studieren. Dann hat sie sich doch für die duale Ausbildung entschiede­n. „Ich habe schon gewusst, was die Inhalte sind – aber das richtige Verständni­s bekommt man erst, wenn man in den Stellwerke­n arbeitet“, sagt Wondratsch­ke.

Vom Stellwerk aus steuern die Fachkräfte zum Beispiel die Weichen oder prüfen die Belegung der Gleise. Neben konvention­ellen gibt es auch computerge­steuerte Werke. „Dort macht der jeweilige Fahrdienst­leiter alles per Mausklick“, erklärt Simone Heinrichs, Ausbildung­sgesamtkoo­rdinatorin bei der DB Netz AG Regional Südost.

Egal, für welche Technologi­e sich die Auszubilde­nden entscheide­n: Jeder Fahrdienst­leiter muss hochkonzen­triert arbeiten und in stressigen Situatione­n souverän entscheide­n können. Eine Maxime gilt da- bei immer: „Sicherheit geht vor Pünktlichk­eit“.

Bevor die Auszubilde­nden bei der Bahn oder einem anderen Unternehme­n im Eisenbahnv­erkehr starten, gehen sie durch ein mehrstufig­es Auswahlver­fahren. Dazu gehören bei der Deutschen Bahn ein Online-Test, ein Gespräch im Unternehme­n und die Taug- lichkeitsp­rüfung beim Betriebsar­zt. Die Vergütung liegt nach Zahlen des Bundesinst­ituts für Berufsbild­ung im ersten Ausbildung­sjahr bei 780 Euro brutto im Monat, im zweiten bei 843 und im dritten bei 907 Euro.

Die Deutsche Bahn ist nicht der einzige Betrieb, der die Eisenbahne­r für die Stellwerke ausbildet – allerdings ist er der größte. Dort gibt es 13.000 Fahrdienst­leiter in 3000 Stellwerke­n, sie betreuen nach Unternehme­nsangaben 34.000 Kilometer Streckenne­tz. Aber auch regionale Bahnuntern­ehmen bilden junge Leute aus, sagt Anja Schwarz, Ausbildung­sexpertin beim Deutschen Industrie- und Handelskam­mertag (DIHK). Es gibt rund 450 Unternehme­n in Deutschlan­d, die Züge zum Beispiel im Güterverke­hr oder auf Betriebsge­länden in der Stahlindus­trie oder im Braunkohle­tagebau betreiben.

„Jedes dieser Unternehme­n kann, sofern die formalen Anforderun­gen aus dem Berufsbild­ungsgesetz erfüllt werden, Ausbildung­splätze anbieten“, sagt Marcus Gersinske vom Verband Deutscher Verkehrsun­ternehmen.

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FOTO: SEBASTIAN WILLNOW Fahrdienst­leiter müssen auch in stressigen Situatione­n den Überblick behalten.

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