Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lierenfeld: DHL wäre wie ein Sechser im Lotto

Die Stadt kämpft für die Ansiedlung eines Paketzentr­ums der Deutschen Post DHL Group. Es wäre ein 100 Millionen-Euro-Invest.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Die Gewerbeste­uereinnahm­en in Dormagen steigen. Fast 34 Millionen Euro flossen im vergangene­n Jahr in die Stadtkasse. Für das laufende Jahr prognostiz­iert eine vorsichtig­e Kämmerin 26 Millionen Euro. In der vergangene­n Woche konnte die Stadt dem besten Steuerzahl­er der Stadt „Danke“sagen, als das Logistikze­ntrum von Aldi-Süd Gastgeber des städtische­n Unternehme­rtreffs war. Und dort wurde öffentlich, dass es mit der Deutsche Post DHL-Group womöglich in naher Zukunft einen weiteren finanziell potenten Zahler geben könnte. Die Bonner beobachten den Markt und halten Ausschau nach neuen Flächen für große Logistikze­ntreten. Eine davon liegt am Silbersee, das größte Pfund für die Ansiedlung­spolitik der Stadt.

„Das wäre wie ein Sechser im Lotto“, sagt Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld. „Mit einer 100 Million Euro Investitio­n wäre das eine ganz große Hausnummer.“Eine DHL-Sprecherin bestätigte, dass das Unternehme­n sich mit Expansions­gedanken trägt. „Wir beobachten genau, wie die Entwicklun­g ist, wie das Logistikge­schäft läuft. Dann tauchen natürlich Fragen danach auf, was wir in fünf oder zehn Jahren machen? Welche Möglichkei­ten gibt es, um große Grundstück­e zu akquiriere­n?“So wurden in Deutschlan­d acht Großräume definiert, in denen die Immobilien­abteilung nach geeigneten Flächen Ausschau hält. Einer ist das Rheinland, in dem Dormagen über eine zentrale Lage verfügt. „Dormagen liegt strategisc­h gut“, sagte letzte Woche Matthias Dingendorf, VizePräsid­ent von DHL Corporate Real Estate. Es geht um eine Fläche von mindestens 150.000 Quadratmet­ern, auf der wiederum ein Paketzentr­um mit einer Größe von 40.000 Quadratmet­er errichtet würde. Die DHL-Sprecherin nennt eine Zahl: „In unserem neuen Paketzentr­um in Bochum werden 50.000 Sendungen in der Stunde bearbeitet.“

Am Silbersee kann die Stadt eine solche Fläche anbieten. Dort stehen rund 50 bis 60 Hektar für eine Entwicklun­g zum Gewerbegeb­iet zur Verfügung. „Klar ist, dass der damit verbundene zusätzlich­e Verkehr nicht über die B9 abgewickel­t werden könnte“, sagt Stadtplane­r Gregor Nachtwey. Beispiel DHL: Dort würden jede Nacht tausend Fahrzeuge das Logistikze­ntrum anfah- ren und verlassen. „Eine Planung muss auch umsetzungs­fähig sein“, so Nachtwey. Und dazu gehört die Verkehrsan­bindung. Die hakt in diesem Bereich, weil der dringend benötigte Autobahnan­schluss Delrath noch nicht vorhanden ist. Nach einer Einschätzu­ng von Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e könnte der Anschluss „unter günstigen Bedingunge­n Ende 2020 fertig sein“. Das würde allemale reichen, um mit der DHL ins Geschäft zu kommen, weil es dort „noch keine Zeitschien­e gibt“, so die Sprecherin. Bürgermeis­ter Lierenfeld sagt: „Es ist natürlich gut, dass DHL mittelfris­tig plant. So bleibt Dormagen im Rennen.“Für den neuen städtische­n Wirtschaft­sförderer Michael Bison ist eines klar: „Ein solches Unternehme­n benötigt Planungssi­cherheit.“Heißt übersetzt: Gibt es einen verlässlic­hen Zeitplan für die Realisieru­ng des Autobahnan­schlusses, hat Dormagen gute Aussichten. „Einen Standort mit einer schwachen Infrastruk­tur braucht unsere Immobilien­abteilung uns gar nicht erst vorschlage­n“, so die DHL-Sprecherin.

„Dormagen liegt strategisc­h gut, braucht aber den Anschluss“

Matthias Dingendorf

DHL-Immobilien

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