Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit heißer Nadel

- VON GREGOR MAYNTZ

Auf den letzten Metern beweist die große Koalition erneut, dass große Mehrheiten auch großen Murks machen können. Schnell noch die WhatsApp-Überwachun­g durchbring­en, damit die Fahnder wieder vernünftig arbeiten können – das ist als Absicht in Ordnung, in der Umsetzung aber wohl ein weiterer Fall fürs Verfassung­sgericht.

Wenn Kriminelle ihre Taten nicht mehr per Telefon oder SMS vorbereite­n, sondern in Messenger-Dienste ausweichen, dann muss die Polizei ihnen folgen können. So weit, so vernünftig. Denn das bedeutet nicht, dass nun jede private Chatgruppe belauscht wird. Erst bei konkreten Hinweisen darf die Kommunikat­ion von Verdächtig­en vor und nach der Verschlüss­elung mitgelesen werden. Allerdings haben die Messenger-Dienste die Software so stark geschützt, dass Experten die Staatstroj­aner für ungeeignet halten, allein die laufende Kommunikat­ion zu überwachen. Sie würden mehr Daten erfassen und damit den erlaubten Rahmen sprengen. Dass selbst die Datenschut­zbeauftrag­te des Bundes Alarm ruft, hätte die Koalition sensibilis­ieren müssen.

BERICHT ÜBERWACHUN­G VON WHATSAPP KOMMT, SEITE B 3

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