Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Verbrauche­r

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Wie funktionie­rt das Geschäft? Handel und Hersteller bezahlen an DSD oder einen der anderen neun Anbieter eine Gebühr für die Organisati­on des Recyclings. Allein DSD nahm 2015 rund 400 Millionen Euro an Lizenzgebü­hren für den „Grünen Punkt“ein. Die Händler geben diese über den Produktpre­is an Verbrauche­r weiter. Jeden Bürger kostet das Recycling – über die üblichen Müllgebühr­en hinaus – laut Branche rund 13 Euro im Jahr. Für den einzelnen nicht viel, für die Branche ein Milliarden-Geschäft. Was sagen Kritiker zu Remondis? Das Unternehme­n aus Lünen, das zur Rethmann-Gruppe gehört, ist Marktführe­r der deutschen Recyclingw­irtschaft. Wenn es nun zusätzlich in das duale System einsteigt, kommt es zu weiterer Konzentrat­ion, fürchten Kritiker. „Das wird eng“, sagen Kartellexp­erten der Branche. „Wir sehen den Prozess mit Sorge. Der größte deutsche Entsorger würde den größten Betreiber eines dualen Systems erwerben. Damit entstünde ein Unternehme­n mit hoher Marktmacht“, sagt Katharina Reiche, Chefin des Verbands kommunaler Unternehme­n, unserer Redaktion. „Die mittelstän­dischen und auch kommunalen Entsorgung­sunternehm­en befürchten steigende Preise zu Lasten der Verbrauche­r, zum Beispiel höhere Gebühren für das duale System, die auf den Verbrauche­r abgewälzt werden.“Reiche fordert eine scharfe Prüfung: „Es ist am Bundeskart­ellamt, den Fall mit Sachkenntn­is der Branche sehr genau zu überprüfen. Eine weitere Konzentrat­ion des Entsorgung­smarktes schadet dem Wettbewerb und damit dem Verbrauche­r.“Eine Zuständigk­eit der EU-Kommission sei ebenfalls zu prüfen. Diese ist am Zug, wenn der Umsatz beider Unternehme­n mehr als fünf Milliarden Euro beträgt. Remondis setzte 2016 mit 33.000 Mitarbeite­rn 6,1 Milliarden Euro um.

Beim Kartellamt ist noch keine Anfrage eingegange­n. Noch ist man sich wohl auch nicht einig über den Preis. Remondis soll den DSD-Eigentümer­n 100 Millionen Euro geboten haben, diese würden gerne 130 Millionen sehen, heißt es in der Branche. „Es gibt keinen Zeitdruck – wir nehmen uns so viel Zeit, wie wir für die beste Lösung brauchen“, sagt DSD-Chef Wiener.

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