Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Förderschu­le sucht neuen Bufdi

- VON ELISABETH KELDENICH

Ein Jahr lang war Marielle Preiß im Rahmen des Bundesfrei­willigendi­enstes an der Sebastianu­s-Schule. Für das kommende Schuljahr sucht die Förderschu­le einen neuen Bufdi.

KAARST Marielle Preiß (20) weiß schon jetzt, dass ihr der Abschied sehr schwerfall­en wird: „Die Kinder sind mir vom ersten Tag an ans Herz gewachsen“, sagt die junge Frau aus Kleinenbro­ich, die mit Beginn der Sommerferi­en ihren Einsatz an der Sebastianu­s-Schule im Rahmen des Bundesfrei­willigendi­enstes als so genannte Bufdi beendet. Nach ihrem Abitur an einer Neusser Gesamtschu­le im vergangene­n Jahr geriet ein Studium der Sonderpäda­gogik in ihren Fokus. „Aber das Studium dauert sechs Jahre – ich wollte erst Erfahrunge­n in diesem Bereich sammeln, um mich endgültig dafür zu entscheide­n“, erinnert sich Marielle Preiß.

Eine Entscheidu­ng für das Studium fällt ihr nun leicht. „Seit dem 1. September 2016 begleite ich eine Klasse von elf schwerbehi­nderten Schülern bei allen Tätigkeite­n“, erzählt sie. Das bedeutet sowohl Anwesenhei­t im Unterricht als auch bei Angeboten wie Kochen oder Schwimmen. Hilfestell­ung bei Essen und Toiletteng­ängen gehört ebenfalls dazu.

„Ein Mädchen betreue ich besonders intensiv. Sie kann sich sprachlich nur wenig äußern und so habe ich durch sie fast die gesamte Gebärdensp­rache gelernt“, so Preiß. Mit Hilfe des ‚Talkers‘ - eine Art Tablet-Computer – berichtet sie den Eltern vom Tag ihrer Tochter. „Ich wusste gar nicht, was an modernen Medien alles zum Einsatz kommt“, sagt die junge Frau.

Mittwochs kocht sie mit der Klasse – vom Einkaufen über Zubereitun­g und Aufräumen gehört alles dazu. In dieser Woche gab es Spaghetti mit sommerlich­er Soße. Die Kinder seien mit Begeisteru­ng dabei, wenn sie die Zutaten schneiden dürften, berichtet die junge Frau. Beim Schwimmunt­erricht hilft Marielle Preiß, vor allem beim Umziehen. „Ich habe nur gute Erfahrunge­n an der Schule gemacht“, so ihr Fazit. Die gute Laune der Schüler stecke an: „Wenn ich mal schlecht drauf war, haben sie mich getröstet“, erinnert sie sich. Über kleine Mitbringse­l wie Gummibärch­en hätten sich die Kinder immer sehr gefreut. „Durch sie habe ich zu schätzen gelernt, was man selbst so alles hat“, ist Preiß überzeugt. Das Klima an der Schule sei die ganze Zeit über

„Ich habe nur gute Erfahrunge­n an der Schule gemacht“

gut gewesen. „Die Lehrer haben mich immer mit einbezogen, mir aber auch Vertrauen entgegenge­bracht und mir viel alleine überlassen“, lobt sie.

Viele Schüler seien älter als sie, hätten aber immer Respekt gezeigt. Ihre guten Erfahrunge­n bestätigt der stellvertr­etende Schulleite­r Georg Klein. „Die Bufdis sind für uns eine wichtige Hilfe in der Betreuung schwerstbe­hinderte Kinder“, sagt er. Nur sehr vereinzelt habe es in der Vergangenh­eit Schwierigk­eiten gegeben. Für das bald beginnende Schuljahr 2017/2018 sucht er einen männlichen Nachfolger für Marielle Preiß. „Wir haben derzeit ausschließ­lich Frauen, die als Bufdi eingesetzt sind oder ein Freiwillig­es Soziales Jahr leisten“, erklärt er. Viele nutzen diese Möglichkei­t als berufliche Entscheidu­ngshilfe: „Oft haben sie diffuse Vorstellun­gen von ihrer Zukunft – so ein Einsatz kann helfen“, erklärt der stellvertr­etende Schulleite­r. Die jungen Helfer sind ein Schuljahr lang bis zum 14. Juli 2018 in den Schulen tätig. Bufdis erhalten eine monatliche Vergütung von 372 Euro. Wer sich für die Arbeit an der Sebastianu­s-Schule interessie­rt, sollte einen Vormittag dort hospitiere­n. Informatio­nen gibt es unter der Rufnummer 02131/795810. Marielle Preiß

Bufdi

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NGZ-FOTO: LOTHAR BERNS Einmal pro Woche kocht Marielle Preiß mit den Schülern – vom Einkaufen über Zubereitun­g und Aufräumen gehört alles dazu.

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