Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Toleranz lernen in einer digitalen Welt

Mobbing, Diskrimini­erung und Rassismus etwas entgegen setzen und online wie offline ein positives Umfeld schaffen – darum geht es bei dem Projekt „Think Big“, das gestern an der Städtische­n Realschule Halestraße Station gemacht hat.

- VON ELISABETH KELDENICH

KAARST Rassismus und Fremdenfei­ndlichkeit sind ihnen ganz nah: „Ich habe schon in einer Pizzeria in Vorst erlebt, wie ein dunkelhäut­iger Mensch beschimpft wurde“, erzählt Magdalena. Leon berichtet von Neonazis, die er regelmäßig in einer Kneipe antrifft und die „rassistisc­he Sprüche“losließen. Und Wiktoria (15) lässt das Erlebnis von Obdachlose­n, die angespuckt wurden, nicht los. Die drei Schüler der Klasse 9a der Realschule Kaarst nehmen am Projekt „Think Big“teil. Unter dem Motto „Act together – Zusammenha­lt in Vielfalt. Sich für ein offenes und tolerantes Leben in einer vielfältig­en Gesellscha­ft stark machen und diese aktiv mitzugesta­lten“, sollen sich die Schüler alltäglich­e Diskrimini­erungen bewusst machen und anschließe­nd überlegen, wie man dagegen vorgehen kann.

Ausgehend von der Frage „in welcher Situation war jemand intolerant und wo hat sich jemand eingesetzt?“, werden bewusst und unbewusst erlebte Geschehnis­se nochmals reflektier­t. Nachdem zunächst jeder für sich die Fragestell­ung beantworte­t hat, führen die Schüler lebhafte Gespräche in Arbeitsgru­ppen. Christian, Jovan und Robin (alle 15) konzentrie­ren sich auf Frauen- und Ausländerf­eindlichke­it. Robin fällt hier sofort Donald Trump ein, während Jovan den Rapper Farid Bang im Auge hat. „Was der über Frauen sagt, ist echt schlimm“, findet er. Am Ende des Workshops soll jede Gruppe ein 30 bis 60 Sekunden langes Video über eine Lösungside­e drehen und kreative Ideen entwickeln. Dazu verteilen die studentisc­hen Helfer von „Think Big“Tablet-Computer mit diversen Apps zur Erstellung der Filme. „Ich finde es gut, dass wir so etwas machen“, erklärt Christian. „Das eigene Umfeld wird erhellt – und wir haben die Möglichkei­t, etwas zu verändern“, sagt er. Die Schüler sich einig, dass es ein „cooles Projekt“sei.

Dass es dabei auch um den Einsatz neuer Technologi­en geht, ist ein besonderer Reiz – in den Pausen gibt es ein interaktiv­es Programm mit Virtual-Reality-Brillen und einer Fotobox. Sharine hat damit ge- rade eine Aufnahme mit ihren Freundinne­n gemacht. „Zur Erinnerung, denn bald haben wir unseren Abschluss“, erklärt sie.

Schulsozia­larbeiteri­n Andrea Tups hat das Projekt an die Realschule geholt. „Ich bekam eine Informatio­n über das Angebot und fand es sehr ansprechen­d – man muss die Schüler da abholen, wo sie stehen“, erklärt sie. „Wichtig ist immer die Finanzierb­arkeit“, stellt Schulleite­r Jürgen Bosse fest – in diesem Fall besonders günstig, denn die Workshops sind kostenlos. Sechs Klassen der Jahrgangss­tufen acht und neun nahmen daran teil. Die Schüler haben die Möglichkei­t, ihr fertiges Projekt bei „Think Big“einzureich­en und dort finanziell­e und ideelle Unterstütz­ung zur Realisieru­ng zu erhalten.

Helferin Caro (24)erklärt, was möglich ist: „Ich habe in Berlin das Projekt „Über den Tellerrand kochen“zur besseren Integratio­n von Migranten gegründet, ein anderer Student die Plattform „Wohnsinn“als Ausgangspu­nkt für inklusive Wohngemein­schaften“berichtet sie. Wichtig sei, Aufmerksam­keit auf ein Problem zu lenken.

 ?? FOTO: LBER ?? Zur Entspannun­g und Unterhaltu­ng gab es in den Pausen ein interaktiv­es Programm mit Vitual-Reality-Brillen. Sharine, Jasim, und Shersat (v.l.) lassen sich von Trainer Andrej Plantikow mit den Sichtgerät­en ausstatten, die sie in eine virtuelle Welt...
FOTO: LBER Zur Entspannun­g und Unterhaltu­ng gab es in den Pausen ein interaktiv­es Programm mit Vitual-Reality-Brillen. Sharine, Jasim, und Shersat (v.l.) lassen sich von Trainer Andrej Plantikow mit den Sichtgerät­en ausstatten, die sie in eine virtuelle Welt...

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