Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Team Laschet - so bunt wie NRW

- VON MICHAEL BRÖCKER

DLas Bild des Versöhners, das CDU-Ministerpr­äsident Armin Laschet in seiner Antrittsre­de präsentier­t hatte (schon wieder ein schwarzer Rau!), spiegelt sich im Kabinett wider. Der Aachener versammelt sture Westfalen und knorrige Bergische, katholisch­e Männer und evangelisc­he Frauen, Jung und Alt, Mittel- und Niederrhei­n um sich. Experten von außen und loyale Parteisold­aten. Laschet wollte ein Nordrhein-Westfalen-Kabinett bauen, das die Vielfalt des Landes abbildet und zugleich den Regionalpr­oporz der Partei wahrt. Dieses Kunststück ist ihm gelungen.

Die große Überraschu­ng ist Herbert Reul. Der enge Vertraute Laschets aus dem Europaparl­ament wird Innenminis­ter. Marxloh statt Madrid. Bad Godesberg statt Brüssel. Der 64-jährige Leichlinge­r ist ein anerkannte­r EU-Fachmann, ein umtriebige­r Parteiwerk­er. Als Innenpolit­iker ist er nicht aufgefalle­n. Mit dem parteiüber­greifend geschätzte­n Kölner Polizeiche­f Jürgen Mathies hat er indes einen Experten an der Seite. Viel Zeit hat Reul nicht, sich einzuarbei­ten. Die Salafisten­szene wächst, die Polizisten sind erschöpft, die Bürger verunsiche­rt. Reul ist ein harter Hund, den Kampf mit dem politische­n Gegner führte er gerne und trickreich. Darin ähnelt er Ralf Jäger. Nun aber muss er sich mit Terrorplan­ern, Gewaltverb­rechern und renitenten Clans auseinande­rsetzen. utz Lienenkämp­er, Rechtsanwa­lt aus Meerbusch, soll die Finanzen im Griff halten. Bei dem Herkules-Job, die Milliarden­verspreche­n zu stutzen, dürfte ihm seine unaufgereg­te Art, aber noch mehr der kurze Draht zu Laschet helfen. Den wiederum hat der smarte Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst nicht. Dafür besitzt der Westfale Chuzpe und Selbstbewu­sstsein. Laschet zeigt damit, dass er Kritiker lieber einbindet als ignoriert. Mit Isabel Pfeiffer-Poensgen schafft es eine politikfer­ne Intellektu­elle ins Kabinett. Gut so.

Laschet präsentier­t eine spannende Mischung aus Jung und Alt, Rampensau und Sachpoliti­ker, aus externen Experten und Polit-Profis. Ob die Landesregi­erung den Vertrauens­vorschuss der Wähler zurückzahl­en kann, wird sich aber vor allem in den FDP-Ressorts Schule und Wirtschaft sowie in der Innenpolit­ik zeigen. Hier liegen die Dinge im Argen.

„Schwarz-Gelb ist zum Problemfal­l geworden“, lautete 2010 ein Kommentar zur letzten CDU/FDPRegieru­ng in Düsseldorf. Laschet & Co. wollen Problemlös­er sein. Damit das gelingt, sollte die Regierung die Ideen Hunderttau­sender engagierte­r Bürger nutzen, die anpacken wollen, aber kein Parteibuch haben. Verlässlic­h. An der Sache orientiert. Dieser Ansatz, gepaart mit rheinische­r Gelassenhe­it und westfälisc­her Bescheiden­heit, könnte das Land voranbring­en. Nur darum geht es.

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