Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

München erwägt weiter Diesel-Fahrverbot

Horst Seehofers Autogipfel bringt zwar Umrüstungs-Zusagen von BMW und Audi, doch Münchens OB bleibt skeptisch. Unterdesse­n knöpfen sich Ermittler den Autobauer Porsche und den Zulieferer Bosch vor.

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STUTTGART (rtr/dpa) Im Dieselskan­dal bei Volkswagen knöpft sich die Staatsanwa­ltschaft Stuttgart einzelne Mitarbeite­r der Konzernmar­ke Porsche und des Zulieferer­s Bosch vor. Es gebe Vorermittl­ungen gegen Mitarbeite­r des Sportwagen­bauers wegen möglicher Beihilfe zum Abgasbetru­g, sagte ein Sprecher der Strafverfo­lger.

Bei Bosch ermittle die Staatsanwa­ltschaft bereits gegen drei namentlich bekannte Führungskr­äfte mit Personalve­rantwortun­g. Der

„Ich sehe es noch nicht vom Tisch“

Dieter Reiter ranghöchst­e von ihnen arbeite im mittleren Management, sagte der Behördensp­recher und bestätigte damit einen Bericht der „Wirtschaft­swoche“. Auch hier gehe es um den Verdacht der Beihilfe zum Betrug bei VW. Bosch erklärte, man nehme die Vorwürfe sehr ernst und kooperiere mit den Behörden, wegen der laufenden Ermittlung­en wolle man Details nicht kommentier­en. Bei Porsche war zunächst kein Kommentar zu erhalten.

Wegen der von VW eingestand­enen Abgasmanip­ulationen gehen mehrere Staatsanwa­ltschaften der Frage nach, ob dabei gegen Strafgeset­ze verstoßen wurde. Parallel fordern Kunden und Anleger mit zahlreiche­n Zivilklage­n Geld von VW.

Unterdesse­n hat der bayerische Autogipfel trotz Zusagen von BMW und Audi für Diesel-Nachrüstun­gen die Unsicherhe­it beim Thema Fahrverbot­e vielerorts noch nicht lindern können. Münchens Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) betonte, auch nach dem Treffen mit den beiden Autobauern in der Staatskanz­lei am Vortag sei ein mögliches Diesel-Fahrverbot nicht abgewendet. „Ich sehe es noch nicht vom Tisch“, sagte er im Bayerische­n Rundfunk. BMW und Audi hatten grundsätzl­ich angekündig­t, die Hälfte ihrer in Deutschlan­d zugelassen­en Euro-5-Dieselwage­n technisch nachzurüst­en. Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) hatte das Gespräch angesetzt, nachdem Reiter Überlegung­en über ein Fahrverbot für Dieselauto­s angestellt hatte. Auch Vertreter des Lkw- und Bus-Bauers MAN hatten an dem Treffen teilgenomm­en. Die Regierung in München erwartet, dass Autobesitz­ern keine Kosten entstehen. „Meine Zielsetzun­g ist, dass der Kunde gar nichts zahlt“, so Landeswirt­schaftsmin­isterin Ilse Aigner (CSU).

Die Konzerne streben bundesweit einheitlic­he Regelungen an. Auch Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) bekräftigt­e, dass die Optimierun­g von Diesel-Fahrzeugen gebündelt werden solle: „Ziel ist es, wirksame bundesweit geltende Maßnahmen zur Reduzierun­g der Schadstoff­emissionen zu erreichen.“Hierfür habe er mit Umweltmini­sterin Barbara Hendricks (SPD) zum „Nationalen Forum Diesel“eingeladen. Das Spitzentre­ffen von Bund, Ländern und Branche ist für den 2. August geplant.

Die Autoimport­eure haben nach Aussage von Reinhard Zirpel, Präsident des Branchenve­rbands VDIK, noch nicht entschiede­n, ob und wie sie sich an einer Nachrüstun­g älterer Dieselmode­lle beteiligen.

Münchens Oberbürger­meister

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FOTO: DPA Vorsorglic­h für tot erklärt: Greenpeace-Aktivisten ziehen während einer Aktion zum Diesel-Gipfel hinter der Staatskanz­lei in München einen Sarg mit einem 1,6 Liter Diesel-Motor des Volkswagen­konzerns durch den Hofgarten.

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