Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Marienberg“stärkt die Naturwisse­nschaften

Drei Millionen Euro wurden in einen naturwisse­nschaftlic­hen Trakt investiert – zur Förderung von Mädchen in diesen Fächern.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Im erzbischöf­lichen Gymnasium Marienberg haben 19 Schülerinn­en der Jahrgangss­tufe zehn für das nächste Schuljahr Physik als Leistungsk­urs gewählt. Eine bemerkensw­erte Quote – für ein reines Mädchengym­nasium. Aber Josef Burdich wundert sie nicht. „Mädchensch­ule heißt: Mädchen stark machen“, sagt der Schulleite­r – auch in Fächern, die nicht „klassisch“für Mädchen sind.

Die Bedingunge­n für die naturwisse­nschaftlic­h interessie­rten Marienberg-Schülerinn­en hat das Erzbistum Köln als Träger gemeinsam mit der Stiftung „Waisenhaus St. Anna“, seit Gründung der Schule vor 160 Jahren deren verlässlic­her Begleiter, durchgreif­end verbessert. „Nur“neun Monate musste die Schulgemei­nde zusammenrü­cken, Dreck und Lärm ertragen, monatelang fand der Unterricht in Chemie, Physik und Biologie nur als „Trockenübu­ng“ohne Experiment­iermöglich­keit statt. Doch gestern wurde ein naturwisse­nschaftlic­her Trakt eingeweiht. Drei Millionen Euro wurden darin investiert.

Mit der Einweihung hatte die Schulleitu­ng gewartet, bis Weihbischo­f Dominik Schwaderla­pp im Rahmen seiner Visitation das „Marienberg“besuchte. Die oft gehörte Frage, wie Kirche und Naturwisse­nschaften, der Schöpfungs­bericht und der Urknall, zusammenpa­ssen, stellte sich der Kirchenman­n dabei selbst – und beantworte­t sie auch. „Die Bibel will keine naturwisse­nschaftlic­he Erklärung geben. Die Kirche fragt nach dem Warum, die Naturwisse­nschaft nach dem Wie.“

Wie der neue naturwisse­nschaftlic­hen Trakt „erschaffen“wurde, berichtete der Neusser Architekt Richard Wichmann, der bereits 17 Schulen saniert oder erweitert hat – oder beides, wie im Fall Marienberg. Die fachliche Expertise steuerten dabei auch Dorothee Wedekind als Koordinato­rin für den naturwisse­nschaftlic­hen Unterricht und ihre Kollegen bei. Die Herausford­erung an den Architekte­n war, deren fachliche Anforderun­gen in ein inzwischen fast 50 Jahre altes Gebäude einzubauen. Von den Veränderun­gen sind nur 25 Prozent zu sehen, sagt er, der Rest war Technik und verschwand in Decken oder Wänden. Aber es ist etwas zu sehen, und das freut auch Monsignore Guido Assmann und Ferdinand Wilhelm Thywissen von der Stiftung St. Anna. Seit dem Bau des Forums Marienberg vor einigen Jahren, erinnert Thywissen, wurde fast ausschließ­lich in den Brandschut­z investiert. „Das hat uns lange gefordert, ohne dass man etwas Neues sieht“, sagt Thywissen.

Für die Schulleitu­ng ist der neue Trakt ein, so wörtlich, „unübersehb­ares Zeichen für die Stärkung von Frauen in den Naturwisse­nschaften und der Technik“. Dabei kann die Schule schon auf eine lange Tradition in der gezielten Förderung von Mädchen in diesen Fächern verweisen – und auf etliche Erfolge. Anja Ohligschlä­ger beispielsw­eise gehörte in diesem Jahr zu den 20 Besten des Landes bei der Internatio­nalen Chemie-Olympiade, Marika Rück und Julia Schumann (Chemie) sowie Anna-Katharina Scholz (Physik) erkämpften sich zudem zuletzt einen zweiten Preis beim Landeswett­bewerb „Jugend forscht“.

Jedes Jahr, erklärt Wedekind, kommen am Marienberg Leistungsk­urse in den naturwisse­nschaftlic­hen Fächern zustande. Und wer den Weg wählt, ergänzt Burdich, geht ihn in vielen Fällen auch weiter.

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