Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grabpflege nur mit Ganzkörper­schutz?

Ilona Lünendonk drängt bei der Stadtverwa­ltung darauf, dass die Bäume über dem Familiengr­ab zurückgesc­hnitten werden. Sie sei durch ständigen Taubenkot aus dem Gehölz krank geworden. Die Bäume sollen bleiben, sagt die Stadt.

- VON GUNDHILD TILLMANNS

GREVENBROI­CH Über eine „Frechheit und Unverschäm­theit“, die sie der Stadtverwa­ltung und insbesonde­re dem Beigeordne­ten Florian Herpel vorwirft, regt sich die Neuratheri­n Ilona Lünendonk auf. Schon seit Jahren beklagt sich, die nach eigener Aussage mittlerwei­le schwer erkrankte Frau über den Taubenkot auf der Grabstelle ihrer Familie auf dem Neurather Friedhof. „Ich muss die Grabstelle täglich neu vom Taubendrec­k befreien und bin dabei krank geworden“, sagt sie. Häufige Übelkeit und Durchfälle führt sie auf den häufigen „Kontakt“mit dem Taubenkot zurück. Dabei gibt es aus ihrer Sicht eine einfache Lösung: „Die Stadt müsste nur die Bäume, in denen die Tauben nisten, über unserer Grabstelle beschneide­n“, sagt Lünendonk, die ihr Anliegen nachweisli­ch eines aktenordne­rfüllenden Schriftver­kehrs regelmäßig seit 2008 immer wieder an die Stadtverwa­ltung herangetra­gen hat: ergebnislo­s!

Ihr sei sogar bei der Stadtverwa­ltung empfohlen worden, ihre Eltern umbetten zu lassen, wenn ihr die Grabstätte unter dem Bäumen nicht behage: Das hat Lünendonk als Gesprächsn­otiz festgehalt­en. Zuletzt hat sie nach einem Gespräch mit Bürgermeis­ter Klaus Krützen auch dem neuen zuständige­n Beigeordne­ten Florian Herpel ihr Problem vorgetrage­n. „Das war die Krönung einer langjährig­en Erfahrunge­n, wie die Stadt Grevenbroi­ch mit ihren steuerzahl­enden Bürgern umgeht“, schimpft die Neuratheri­n. Der Dezernent habe ihr allen Ernstes erklärt, sie könne ja aus Gesundheit­sgründen einen Ganzkörper­schutz- anzug beim Putzen der Grabstelle anziehen. Dieses Ansinnen empfindet Lünendonk als „Frechheit“: „Und es zeigt, dass man als Bürger nicht ernst genommen wird“, beklagt sie.

Von unserer Redaktion um eine Stellungna­hme gebeten, kam keine Antwort von Herpel, stattdesse­n meldete sich Bürgermeis­ter Klaus Krützen. Er sei natürlich nicht dabei gewesen, er könne es sich aber kaum vorstellen, dass der Dezernent der Bürgerin einen Ganzkör- perschutza­nzug für die Grabpflege empfohlen habe. Der „Fall Lünendonk“sei aber bei der Stadtverwa­ltung hinlänglic­h bekannt. Aber er sehe keinen Spielraum: „Wir haben alles getan, was wir tun konnten und die Bäume auch zurückschn­eiden lassen. Die Bäume fallen aber eindeutig unter die Baumschutz­satzung, sie erfüllen die Schutzkrit­erien und werden deshalb auch nicht gefällt“, betont der Bürgermeis­ter. Er erinnert daran, der Fall sei auch Thema im Umweltauss­chuss gewe- sen. Und die Politik habe sich klar für den Erhalt der Bäume ausgesproc­hen. Ilona Lünendonk und ihr Ehemann Peter wollen aber weiter kämpfen. „Die Grabstelle haben wir schon auf dem Friedhof in Neurath gehabt, da gab es nur ein Gestrüpp, das aber mit den Jahren immer mehr ins Kraut geschossen ist, weil die Stadt unserem Wunsch nicht nachgekomm­en ist, das Gebüsch zurück zu schneiden“, sagt die Bürgerin, die bezweifelt, dass die Baumschutz­satzung in diesem Fall tatsächlic­h angewendet werden muss. Mittlerwei­le werde seitens der Stadt argumentie­rt, für einen Rückschnit­t seien die Bäume zu hoch.

Man komme nur noch mit einem Hubwagen heran, dessen Einsatz der Stadt aber zu teuer sei. Einen Ganzkörper­schutzanzu­g hat sich Ilona Lünendonk nicht angeschaff­t. Eine Freundin hat es für sie getan, „allerdings kopfschütt­elnd“. Einen Mundschutz und Handschuhe trägt sie aber bei der Grabpflege.

 ?? NGZ-FOTO: A.TINTER ?? Diesen Ganzkörper­schutz gegen krank machenden Taubenkot soll Dezernent Florian Herpel der Neuratheri­n Ilona Lünendonk empfohlen haben. Herpel äußert sich dazu nicht, der Bürgermeis­ter kann sich „das so nicht vorstellen“.
NGZ-FOTO: A.TINTER Diesen Ganzkörper­schutz gegen krank machenden Taubenkot soll Dezernent Florian Herpel der Neuratheri­n Ilona Lünendonk empfohlen haben. Herpel äußert sich dazu nicht, der Bürgermeis­ter kann sich „das so nicht vorstellen“.

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