Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mehr Wald

Eine erste Generalinv­entur seit 20 Jahren hat ergeben: Die Waldfläche in der Stadt hat sich um zwei Prozent erhöht.

- VON LISA KREUZMANN

Das Forstamt hat die Wälder der Stadt untersucht. Eine solche Generalinv­entur des Baumbestan­des ist aufwendig, laut Landesfors­tgesetz aber regelmäßig vorgesehen. Zuletzt hatte man das 1996 gemacht. Nach den großen Stürmen „Ela“(2014) und „Kyrill“(2007) sei man um den Zustand der Wälder besorgt gewesen, sagt der Leiter des Forstamts Paul Schmitz. Nun steht das Ergebnis fest: Die Stürme haben dem Wald eher gut getan. Die Naturgewal­t habe für eine „natürliche Verjüngung“gesorgt, sagt Schmitz. Der Düsseldorf­er Stadtwald ist seit 2000 sogar FSC-zertifizie­rt, ein internatio­nal anerkannte­s Siegel, das die verantwort­ungsvolle Bewirtscha­ftung des Waldes überwacht. Man könne stolz auf die Auszeichnu­ng sein. „Wir haben gepflegte Wälder“, sagt Schmitz.

„Wir sind mit der Arbeit des Forstamtes sehr zufrieden“, sagt auch Reinhold Zimmermann, Botaniker beim Düsseldorf­er Nabu. Einen gesunden Wald erkenne man vor allem daran, dass er Raum habe, sich zu entfalten. Daran, ob es verschiede­ne Baumalter, Baumhöhen und Baumarten gebe, und auch daran, wie es um die Krautschic­ht auf dem Waldboden bestellt sei – also die Frage, ob dort Sämlinge überhaupt eine Chance haben, zu gedeihen.

Die Untersuchu­ng der Stadt zeigt: Der Stadtwald ist tatsächlic­h in den vergangene­n 20 Jahren um etwa zwei Prozent gewachsen. Zur Stadt gehören aktuell 2190 Hektar Waldfläche, was etwa zehn Prozent der Stadtfläch­e entspricht. Darauf: 346.000 Festmeter Holz, also Kubikmeter an fester Holzmasse ohne Luftzwisch­enräume. Dass sich der Wald trotz „Ela“vergrößert hat, habe mit den seit Jahren niedrigen Hiebsätzen zu tun, sagt Amtsleiter Schmitz. Die Hiebsätze legen die Menge an Holz fest, die bei der Waldpflege pro Jahr gefällt werden darf. Dieses Maß sei der Kern der Nachhaltig­keit und werde nach jeder Generalinv­entur neu festgesetz­t. „Der Düsseldorf­er Forst wird seit mehr als 50 Jahren naturnah bewirtscha­ftet“, sagt Schmitz.

Grund zur Sorge gibt es trotzdem: Ausgerechn­et die heimische Eiche hat gelitten. Eine zusätzlich­e Untersuchu­ng des Landesbetr­iebs Wald und Holz NRW hat ergeben, dass jede zweite Eiche im Stadtwald deutliche Schäden aufweist, besonders betroffen seien der Grafenberg­er und Aaper Wald. Zukünftig sollen deshalb gezielt Roteichen gefällt werden, die ursprüngli­ch in Nordamerik­a beheimatet sind, um der angeschlag­enen heimischen Stieleiche Platz zu machen, sagt Schmitz. Die Baumschutz­gruppe schlägt aber Alarm: Jeder Baum, der gefällt werde, sei einer zu viel, sagt Andrea Vogelgesan­g von der Interessen­gruppe: „Wir können es uns nicht mehr leisten, gesunde Bäume zu fällen.“Schon für die Fällung von etwa 400 Bäumen im Aaper Wald, die 2016 für die Sanierung einer GasPipelin­e weichen mussten, habe die Gruppe kein Verständni­s gehabt.

Bei der Stadt sieht man das anders: Auch wenn der Stadtwald keinen wirtschaft­lichen Nutzen verfolge, gehöre das gezielte Fällen von Bäumen zur Waldpflege, sagt Schmitz. Aktuell decken die Einnahmen aus dem Holzerlös etwa 20 Prozent des Pflegebeda­rfs: Der Unterhalt der Wälder kostet in diesem Jahr 200.000 Euro.

Den größten Posten machen die Pflege und das Sammeln von Müll aus. Dass die Stadt Wert auf einen naturnahen Wald legt, sollen künftig auch 1000 ausgewiese­nen „Biotopbäum­e“unterstrei­chen. Bäume, die trotz fortgeschr­ittenen Alters nicht gefällt werden dürfen, sollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen bieten.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Dem Eller Forst geht es besser, was nicht nur Spaziergän­ger, sondern auch die Radler freut.

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