Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Prinz, der niemals Prinz sein wollte

Dieter und Heike Hahn werden Prinz und Novesia der Session 2017/18. Sie wollen KA-Präsident Jakob Beyen durch die letzte Session begleiten.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Niemand hatte Dieter und Heike Hahn (53) auf der Rechnung. Vor allem, weil der heute 65-Jährige immer betont hatte: „Das? Niemals.“Um so größer war die Überraschu­ng, als der ehemalige Prinzenfüh­rer und die langjährig­e Vorsitzend­e der KG „Rode Husaren“, die beide heute keiner Gesellscha­ft mehr angehören, den Delegierte­n der Neusser Karnevalsv­ereine als mögliches Prinzenpaa­r vorgestell­t wurden. Die Wahl erfolgte einstimmig. Für den designiert­en Prinz auch eine Quittung für sein Bemühen in der Vergangenh­eit, jede strittige Frage in Freundscha­ft zu klären.

Es gab einige Gründe, warum Dieter Hahn seine „Niemals“-Haltung aufgegeben hat. Einer ist das amtierende Präsidium des Karnevalsa­usschusses (KA), dem Dachverban­d der Vereine im Stadtgebie­t. Nach zehn Jahren personelle­r Konstanz wird es sich nach der Session komplett neu aufstellen. Marc Siebert als Schriftfüh­rer und Schatzmeis­ter Jörg Wessels machen vermutlich weiter, doch Präsident Jakob Beyen, „Vize“Reiner Franzen und Geschäftsf­ührer Carsten Dorweiler geben ihre Ämter ab. Letzterer aus berufliche­n Gründen, Beyen, weil er das schon vor drei Jahren angekündig­t hatte. „Zehn Jahre sind genug, länger kann man so ein hohes Niveau nicht halten“, sagt Beyen, der eine Kennziffer zur Hand hat. In der Amtszeit dieses Präsidiums hat sich die Bilanzsumm­e des KA vervierzeh­nfacht. Und: Es gab jedes Jahr ein Prinzenpaa­r – und zumindest öffentlich niemals Streit darum.

„Ein tolles Präsidium“, sagt Hahn, der als Prinzenfüh­rer neun Jahre zu dessen erweiterte­m Kreis gehörte. Neun Jahre, in denen er viel im Karneval unterwegs war, ohne ihn – zumindest in der heißen Phase – richtig genießen zu können. Hahn reichte das, seiner Frau Heike nicht.

Als sich beide kennenlern­ten, stellte das damals amtierende Tanzmariec­hen Heike eine Bedingung – zur Vertiefung der bilaterale­n Beziehunge­n: Heinz sollte Karneval mitmachen. Der damalige Stadtwerke­mitarbeite­r ging darauf ein und kam so zur Neusser Karnevalsg­esellschaf­t „Grün Weiß Gelb“. Nach der Heirat folgten weitere Auflagen: Kind, Karibikrei­se, Sportwagen – und Prinzenpaa­r werden. Die ersten Wünsche waren erfüllbar, bei Punkt vier zauderte Hahn.

Doch ohne Amt und Vereinsbin­dung bewertete er den Wunsch seiner Frau im vergangene­n Jahr anders. Der erste Anlauf erfolgte beim Schützenfe­st, als er – am Ende eines Zuges über den Kirmesplat­z – auf einem Bierdeckel unterschri­eb. „Ich kam mir vor wie unter Piraten“, sagte er, als die designiert­en Tollitäten beim KA-Partner Mercedes-Benz an der Leuschstra­ße vorgestell­t wurden: „Abends mit Rum abgefüllt – und morgens auf hoher See.“Er aber erinnerte sich auch am Morgen noch an alles – und blieb dabei.

Die Adjutanten stehen auch fest: Hubert Keens, lange Standarten­träger des KA, war für Dieter Hahn gesetzt, so wie für die designiert­e Novesia Inge Franzen, die Frau des KAVize. Gaby Magdeburg und Thomas Schellhaus, beide lange „Rode Husare“, kommen als Freunde dazu.

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