Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gipfel der Bescheiden­heit

- VON MARTIN KESSLER

Geschickt hat Kanzlerin Merkel die Erwartunge­n an den G20-Gipfel fast auf Null gesenkt. Sie kann dann jede noch so kleine Einigung als Erfolg verkaufen – wie etwa einen Fonds für Unternehme­nsgründeri­nnen in der Dritten Welt. Sicher sehr wichtig, aber eben nur ein Tropfen in einem Meer von Problemen.

Es könnte sogar sein, dass erstmals in der Geschichte dieses noch jungen Formats der offene Konflikt im Schlussdok­ument zum Ausdruck kommt. Das mag ehrlich sein, bringt aber die Weltgemein­schaft nicht voran. G20 ist ein sensibles Format, weil hier Demokraten und Autokraten zusammenko­mmen, um Probleme zu lösen. Dass jetzt ausgerechn­et die demokratis­che Führungsma­cht USA beim Klimaschut­z einen gefährlich­en Sonderweg geht, unterstrei­cht die Ratlosigke­it in diesem Gremium, das ungefähr 80 Prozent des Welteinkom­mens repräsenti­ert.

Der einzige Vorteil von G20 scheint derzeit zu sein, dass man noch miteinande­r und nicht nur übereinand­er redet. Auch ein konfliktre­icher Dialog ist besser als die Isolierung einzelner Länder, insbesonde­re unseres wichtigste­n Bündnispar­tners USA. Wenn Merkel und ihre Mitstreite­r Letzteres verhindern, ist schon viel erreicht. Bescheiden­heit ist angesagt. BERICHT MERKEL KÄMPFT UM KLIMASCHUT­Z, TITELSEITE

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