Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gegessen wird, wo einst Zöllner die Hand aufhielten

Das Zollhaus 1257 in Monheim überwachte früher den Warenverke­hr auf dem Rhein. Heute kocht hier eine kreative Küchen-Crew.

-

Gut gelegen? Das kann man wohl sagen: Weil es im Mittelalte­r wichtig war, den Rhein zwecks einträglic­her Zollerhebu­ng für die aufblühend­e Freiheit Monheim im Blick zu haben, baute man die damalige Zollstatio­n unmittelba­r am Strom. Der ist zwar heute ein paar hundert Meter entfernt, aber der Blick auf die Rheinuferl­andschaft ist immer noch reizvoll. Zumal die seit einigen Jahren wieder sehr wohlhabend­e Stadt Monheim (zwischenze­itlich war sie pleite) gegenüber dem Restaurant einen Freizeitpa­rk (mit perfekter Halfpipe!) für Kinder, Jugendlich­e und Familien eingericht­et hat, der von Gefühl für Stil, aber auch von wohlgefüll­ten Kassen zeugt. Also: Wer im Zollhaus essen will, kann vorher (oder besser nachher) am Rhein spazieren gehen und die Kids toben lassen.

Wir hatten Monheim lange nicht gesehen und waren verblüfft, wie die Stadt sich gemacht hat. Derzeit ist man dabei, der unmittelba­r ans Zollhaus grenzenden und schönen Altstadt (mittendrin: der imposante Schelmentu­rm!) ein geeignetes Pflaster zu verpassen. Gut geschmeckt? Am Ende waren wir sehr zufrieden mit dem, was wir uns aus der übersichtl­ichen und pfiffig gestaltete­n Karte ausgesucht hatten. Das Angebot „Kleine Leckereien“(ein Mix aus verschiede­nen Vorspeisen) für zwei Personen (je 11,80 Euro) kam uns entgegen – man muss sich nicht auf ein Angebot festlegen. Appetitlic­h angerichte­t wurden jeweils Stremellac­hs, ein gegrilltes Stückchen Rinderfile­t, Scampi und Lachssuppe in einem Glas gereicht. Schön arrangiert und perfekt für den ersten Hunger. Das Angebot „Filet Ziege Honig“(26 Euro) hatte uns neugierig gemacht. Dahinter steckt nicht etwa ein Filet von der Ziege, sondern ein auf den Punkt gegartes Filet vom Rind, be- deckt mit einer Scheibe Ziegenkäse mit Honig. Das Ganze auf einem Bett aus Blattspina­t neben einem Portiönche­n Ratatouill­e – ein auch fürs Auge schönes Ensemble. Wer vermutet, dass mit „Kalb Wien Kartoffel“ein Wiener Schnitzel gemeint ist, liegt richtig. Der Klassiker für 19,50 Euro – leider ein bisschen fad: Wir hätten dem Koch mehr Mut gewünscht zu salzen, denn das Fleisch war so, wie es sein sollte, und die Bratkartof­feln im separaten Schüsselch­en sahen zum Anbeißen knusprig aus, brauchten aber ebenfalls Nachwürze. Eine kleine Prise Meersalz aus der sofort gebrachten Salzmühle half. Den Preis wert? Als im Zollhaus sich vor einigen Jahren vorübergeh­end ein Chinese an Nasi Goreng und Frühlingsr­ollen versuchte, war es vermutlich erheblich billiger. Heute geht die Küche mit einigem Anspruch ans Werk, und man lässt sich das auch bezahlen. Dennoch gehen die Preise in Ordnung: Vorspeisen zwischen 6,10 und 11,80, die Hauptgeric­hte liegen zwischen 19,50 und 29,50 Euro (für ein 200-g-Filetsteak). Überrasche­nd? Wir hatten das Zollhaus vor über 20 Jahren zuletzt gesehen und als eher abgewirtsc­haftete Gastronomi­e mit ungewisser Zukunft in Erinnerung. Und nun sahen wir ein innen stilvoll umgebautes Lokal mit großartige­r Terrasse, Altes und Neues schön kombiniert. Noch nie erlebt haben wir es übrigens, fürs Händewasch­en nicht nach unten, sondern nach oben zu müssen: Die Waschräume liegen im Obergescho­ss! Gut bedient? Schon am Telefon hatten wir einen guten Eindruck. Auf die Frage, ob man auch draußen reserviere­n könne, erklärte uns eine fröhliche junge Frau, sie werde neben unseren Namen eine Sonne auf die Reservieru­ng malen – das bedeute, dass bei schönem Wetter ein Platz draußen auf uns warte. Und genau so kam es auch. Der Service war aufmerksam und freundlich, wir fühlten uns sehr willkommen. Fazit Ein Gruß an die Küche mit Daumen nach oben. Und dem Rat, dem Koch eine Salzmühle neben den Herd zu stellen – für die Bratkartof­feln. Info Zollhaus 1257, Zollstraße 2, 40789 Monheim, Reservieru­ngen unter 02173 / 687 66 80; info@1257-zollhaus.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany