Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lesung aus der Heimat mit Heimatlied­ern

Autor Enno Stahl stellte im Kulturkell­er seinen jüngsten Roman vor. Annette Elster sang.

- VON CLAUS CLEMENS

NEUSS Enno Stahl kennt sich aus im Linksrhein­ischen. In Moers geboren, wohnt er seit etwa zehn Jahren in Holzheim. Handlungso­rt seines neuen Romans ist ein Städtchen namens Kirchweile­r. Stahls Verlag vermischte den echten mit dem fiktiven Namen und machte auf dem Einband „Kirchheim“daraus. Der Autor nimmt es gelassen. Im Rahmen der Reihe „Literatur im Kulturkell­er“präsentier­te er jetzt seinen Roman, sehr anregend begleitet von „Heimatlied­ern“der Sängerin Annette Elster.

Der Titel des Romans ist „Spätkirmes“. Und vordergrün­dig geht es um das 175-jährige Jubiläum des Kirchweile­r Bürgerschü­tzenverein­s. In dem Ort wohnen seit kurzem Meta und Johannes Tannert. Er ist temporärer Juniorprof­essor ohne Aussicht auf Festanstel­lung, sie seit der Geburt der Tochter Cora auf 400-Euro-Basis tätig. Meta wohnt gern im Grünen, Hannes will lieber nach Berlin. Während der Kirmes eskaliert die Situation.

Im wirklichen Leben ist Stahl ein Akademiker mit Doktortite­l. Er arbeitet im Düsseldorf­er HeinrichHe­ine-Institut und betreut dort unter anderem rheinische Nachlässe. Archivarbe­it ist also eins seiner Spezialgeb­iete. Im Archiv von Holzheim wurde er auch fündig, als man ihn auf die Predigten des ehemaligen Pfarrers Peter Josef Gerards aufmerksam machte. Ein kurzer Auszug aus diesen Predigten ist jedem Kapitel des Romans vorangeste­llt. Bei Kapitel drei hört sich das so an: „Wir können keine Engel sein, ganz gut, aber ihr braucht auch keine Bengel zu sein und nicht im Tal der wüsten, sumpfigen Niederung stecken zu bleiben mit den Gedanken.“

Als Stahl im Kulturkell­er aus diesem Kapitel las, ist die Spätkirmes bereits in vollem Gange. Etwas traurig wirken die wenigen Schaustell­ergeschäft­e, so dass zwei frühreife Mädchen sich langweilen und älteren Männern schöne Augen machen. Bei den Tannerts hat Meta sich mit den echten Kirchweile­rn angefreund­et, während Hannes auf dem Festplatz ziemlich verloren herumstaks­t. „Er reflektier­t wahrschein­lich gerade über die Rolle der Pferdeäpfe­l in der deutschen Literatur“, spottet seine Frau, um sich bei den Einheimisc­hen beliebt zu machen. Just an diesem Punkt der Handlung beendete Enno Stahl seine Lesung: „Wer wissen will, wie es weitergeht, muss selber lesen.“

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NGZ-FOTO: WOI Enno Stahl und Annette Elster im Kulturkell­er.

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