Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Das Ziel heißt Aufstieg
der Jahnstraße auch in der bis zum 13. August laufenden Saison den direkten Wiederaufstieg an.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Sorgte einst Ernst-Ludwig Hansmann als vermögender und mit guten Kontakten ausgestatteter Mäzen dafür, dass die Neusser im damals noch Regionalliga genannten Unterhaus der Konkurrenz eindeutig überlegen waren und beide Male den „Betriebsunfall“mehr oder weniger im Vorbeigehen reparierten, sieht sich Marius Zay diesmal vor einer Reise ins Ungewisse.
Die Spieler, mit denen der blauweisse Teamchef das Unterfangen Wiederaufstieg in Angriff nimmt, sind neu. Geblieben aus dem Bundesliga-Kader von vor einem Jahr sind nur Dauerbrenner Adrian Ungur (32) und die letztjährigen Debütanten Frederik Nielsen (33) und Hans Podlipnik-Castillo (29). Sie bilden, zusammen mit den „Spielertrainern“Clinton Thomson (32), Kevin Deden (33), Sascha Klör (32) und Marius Zay (34), die erfahrenen Haudegen im blau-weissen Aufgebot und sollen den Rest, von dem keiner älter als 23 Jahre ist und keiner bislang in der (deutschen) Bundesliga Erfahrung sammelte, ans Händchen nehmen und zum Erfolg führen.
Trotzdem, oder gerade deswegen, traut Marius Zay seine Truppe eine Menge zu. „Die sind alle heiß, die wollen sich beweisen“, sagt er über Spieler wie die beiden Niederländer Botiv van de Zandschulp (21) und Niels Lootsma (22). Und er sagt: „Die sind alle auf dem Weg nach oben.“Bestes Beispiel sind der Tscheche Zdenek Kolar und der Franzose Maxime Janvier. Die beiden 20-Jährigen führen die blau-
„Wir stehen finanziell nicht schlechter da als in der vergangenen Spielzeit. Wir haben nur weniger Kosten“ Teamchef TC BW Neuss
weisse Meldeliste an. Als die Ende März beim Deutschen Tennis-Bund (DTB) abgegeben werden musste, stand Kolar auf Rang 241 der Weltrangliste. Inzwischen hat sich der Tscheche bis auf Platz 165 hoch gearbeitet. Janvier ist von Platz 263 auf 241 geklettert, Niels Lootsma sogar von 463 auf 327.
„Zum Glück haben wir frühzeitig mit den Personalplanungen begonnen und die Verträge zu einem Zeitpunkt abgeschlossen, als die Spieler noch nicht so weit vorne standen“, gibt der Teamchef zu. Das spart Geld, mit dem die Neusser spätestens seit dem Tod von Elu Hansmann nicht mehr allzu üppig ausgestattet sind. Daran hat sich nach dem Abstieg naturgemäß nichts geändert. Allerdings, sagt Zay, „stehen wir finanziell auch nicht schlechter da als in der vergangenen Spielzeit. Wir haben nur weniger Kosten.“Und das, obwohl in der Zweiten Liga sechs Einzel und drei Doppel bestritten werden müssen. Und die Anreisen eher weiter sind als in Liga eins.
Denn auch die Gegner sind neu und weitgehend unbekannt. Was auch die Einschätzung der Konkurrenten um den einen Aufstiegsplatz erschwert. Den TC Iserlohn hat Marius Zay ganz oben auf seiner Liste stehen, nicht nur, weil die Sauerländer im Spanier Guillermo Garcia Lopez (ATP 143) den am besten platzierten Spieler der Weltrangliste in ihrem Kader haben. Bekanntester Name der 144 gemeldeten Spieler, darunter etwas mehr als die Hälfte mit deutschem Pass, ist der Finne Jarkko Nieminen (Suchsdorfer SV) – der 35-Jährige war mal Nummer 13 der Welt.
Ob die Top-Leute wirklich auflaufen, und wenn ja, wie oft, diese Frage im Vorfeld der Saison zu beantworten gleicht dem berühmten Lesen im Kaffeesatz. Marius Zay hingegen versichert, „dass wir so oft wie möglich das stärkstmögliche Team aufbieten wollen“– was höchstens daran scheitern könnte, dass vier Spieltage an einem Freitag im Kalender stehen und die guten Leute dann noch bei Turnieren aktiv sein könnten. Eines stellt Clinton Thomson, die in Australien geborene rechte Hand Zays in der Teamleitung, auf jeden Fall klar: „Wer nach dem Abstieg gedacht hat – und viele haben es sogar gesagt – Blau-Weiss ist am Ende, der hat sich getäuscht.“Im Gegenteil: Den Vereinsnamen haben sie offiziell um das Motto ihrer Tennisschule ergänzt. Das lautet: Tennis ewige Liebe – „und das meinen wir auch so“, sagt Clinton Thomson. Marius Zay