Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Deutz verliert Großaktion­är Volvo

Ist der Kölner Motorenher­steller das erste Opfer der Neuausrich­tung der Schweden?

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STOCKHOLM/KÖLN (rtr/frin) Der Kölner Motorenbau­er Deutz hat mit einem Schlag seinen Großaktion­är Volvo verloren. Der schwedisch­e Nutzfahrze­ugherstell­er stieß in der Nacht zum Freitag seine 25-Prozent-Beteiligun­g für knapp 200 Millionen Euro ab und schickte damit die Deutz-Aktie auf Talfahrt. Das Papier verlor mehr als 13 Prozent. Auf die Geschäftsb­eziehungen zwischen Volvo und seinem Lieferante­n soll der Ausstieg keine Auswirkung­en haben. Volvo bleibe ein wichtiger Kunde, versichert­e gestern ein Deutz-Sprecher.

Die Nachricht sorgte zunächst für Verwirrung, weil sie wie die logische Konsequenz dessen wirkte, was Volvo-Chef Hakan Samuelsson zuletzt angekündig­t hatte: Ab 2019 solle jedes Fahrzeug des Autobauers einen Elektroant­rieb haben – wenn auch teilweise kombiniert mit einem Verbrennun­gsmotor. Da scheint es naheliegen­d, den Ausstieg aus dem Verbrennun­gsmotor auch mit einem Ausstieg bei einem Hersteller von Verbrennun­gsmotoren zu kombiniere­n.

Allein: Die Geschichte stimmt so nicht. Der bisherige Großaktion­är von Deutz heißt nämlich AB Volvo – und hat mit dem inzwischen vom chinesisch­en Unternehme­n Geely übernommen Autoherste­ller nur noch den Namen gemein. „Wir sind in deutlich größeren Leistungsk­lassen unterwegs“, sagt ein DeutzSprec­her. Ein Sprecher des Kölner Motorenher­stellers Deutz

Der Kölner Traditions­konzern liefert vor allem Dieselmoto­ren für Baumaschin­en an die Schweden und macht mit dem Konzern allein 17 Prozent seines Umsatzes. AB Volvo ist damit der wichtigste Abnehmer. Neue Lkw-Motoren liefert Deutz nach eigenen Angaben nicht mehr an AB Volvo. Dieselmoto­ren sind wegen ihres Schadstoff­ausstoßes unter Druck.

AB Volvo stieß die gut 33 Millionen Deutz-Aktien zu je 6,50 Euro ab und nahm 197 Millionen Euro ein. Eine Begründung für den Schritt nannte AB Volvo nicht. Der Verkauf bringe einen Gewinn von umgerechne­t rund 36 Millionen Euro. AB Volvo war vor 19 Jahren mit zehn Prozent bei Deutz eingestieg­en und stockte das Paket später auf.

AB Volvo habe angekündig­t, selbst mehr Motoren zu bauen, erklärten die Experten von Warburg Research. 2012 sei der Anteil wohl erhöht worden, um die Lieferunge­n von Motoren abzusicher­n. Nun wolle Volvo aber etwa 11.000 Motoren in Eigenregie bauen. Das wären rund 40 Prozent dessen, was man bisher von Deutz bezogen habe. Bis zu acht Prozent des Umsatzes könnten damit gefährdet sein.

Das Geschäft von Deutz gilt als konjunktur­anfällig. Eine wirtschaft­liche Flaute macht sich umgehend im Absatz von Motoren für Bauoder Landmaschi­nen bemerkbar. Vorstandsc­hef Frank Hiller will daher das Serviceges­chäft ausbauen. 2016 verdiente Deutz unter dem Strich 16 Millionen Euro und beschäftig­t in Köln 2200 Mitarbeite­r.

„Wir sind in deutlich größeren Leistungsk­lassen unterwegs“

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