Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Diakonisch­e Werke im Kreis vor Fusion

Zusammensc­hluss schafft einen großen sozialen Arbeitgebe­r mit 1000 hauptamtli­chen Mitarbeite­rn im Rhein-Kreis.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

RHEIN-KREIS Die Diakonisch­en Werke in der Stadt und dem Rhein-Kreis wollen fusioniere­n. Aber die Verantwort­lichen haben etwas Mühe, den Zusammensc­hluss, der bis Ende 2018 vollzogen sein soll, zu erklären. Denn nicht wirtschaft­liche Not gibt die Regie vor oder das Bestreben, Doppelstru­kturen auflösen, Jobs streichen oder Kosten senken zu wollen. „All die Klischees, die man mit Fusion verbindet – genau das wollen wir nicht“, betonte Christoph Havers, Vorstand der Diakonie Neuss, der als Grund der angestrebt­en Verschmelz­ung angibt, künftiges Wachstum richtig organisier­en zu wollen.

Die Fusion ist noch nicht beschlosse­n, aber initiiert. Unabhängig voneinande­r beschlosse­n die Mitglieder­versammlun­gen beider Trägervere­ine – inhaltlich vorbereite­t durch ein Eckpunktep­apier – am Donnerstag­abend, diesen Kurs weiterzuve­rfolgen. Die Vorstände und Aufsichtsg­remien sollen nun eine Vorbereitu­ngsgruppe bilden, die die weiteren Schritte plant. Noch im Herbst soll es Mitglieder­versammlun­gen zu dem Thema geben.

Der Zusammensc­hluss, mit dem neben der Caritas im Rhein-Kreis und den St.-Augustinus-Kliniken ein dritter großer sozialer Arbeitgebe­r mit 1000 hauptamtli­ch Beschäftig­ten im Kreis entsteht, ist nicht der erste Versuch, zusammenzu­kommen. Schon in den 1980er Jahren sei dieser Schritt geprüft worden, erklärt Bernd Gellrich, Vorstand der Diakonie im Rhein-Kreis, und 2006 zuletzt und ernsthaft darüber diskutiert worden. Damals aber hing dem Diakonisch­en Werk der evangelisc­hen Kirchengem­einden in Neuss noch die 2009 abgestoßen­e Tochterfir­ma „Neue Organisati­on für Arbeitshil­fen GmbH“, kurz „NOAH“, wie ein Mühlstein um den Hals. Auch jetzt ließen beide Partner die Bücher des jeweils anderen von Wirtschaft­sprüfern in Augenschei­n nehmen. „Alles top“, so fasst Stephan Butt vom Vorstand der Diakonie in Neuss das Ergebnis zusammen.

Träger der neuen Diakonie sollen neun evangelisc­he Kirchengem­einden (davon vier in Neuss) im Kreis sein. Sitz der Gesellscha­ft wird Neuss sein. Das ist ebenso beschlosse­n wie die grundsätzl­iche Frage, an der Vereinsstr­uktur festhalten zu wollen. „Wir sind auch weiterhin auf die Unterstütz­ung der Kirchengem­einden angewiesen und wollen gemeinsam mit ihnen die diakonisch­en Angebote weiterentw­ickeln“, erklärt Karin Kremer-Schillings, kaufmännis­cher Vorstand der Diakonie im Rhein-Kreis. Das Diakonisch­e Werk Neuss-Süd bleibt weiter außen vor. Es sei vor allem Träger von Kitas und Seniorenei­nrichtunge­n und vom Zuschnitt her damit kein klassische­r Wohlfahrts­verband, sagt Gellrich. Das passe nicht.

Der Anstoß zum Zusammensc­hluss der beiden Werke ging von den Vorständen und nicht etwa von Unternehme­nsberatern aus. Basis dafür war eine gewachsene Zusammenar­beit, die in der gemeinsame­n Trägerscha­ft des geplanten Altenheims in Neuss-Norf gipfelt. Projek- te ähnlicher Dimension lägen nahe, sagt Havers. Wichtig beim Zusammenge­hen war auch, dass sich die Angebote der Werke nur in Teilen überlappen – und künftig ergänzen. Die Diakonie Neuss sei vor allem stark in der Psychiatri­e- und Behinderte­narbeit, das Werk im Kreis in der Alten- und Jugendhilf­e, sagt er.

Aufgeben wird die neu entstehend­e Diakonie kein einziges ihrer Aufgabenge­biete und auch keinen Mitarbeite­r entlassen, sagen die Vorstände übereinsti­mmend. Denn die Nachfrage nach Hilfs- und Unterstütz­ungsangebo­ten in einer alternden Gesellscha­ft werde ebenso weiter steigen wie der Anspruch an Qualität und Fachlichke­it – bei gleichzeit­igem Rückgang des Angebots an Fachkräfte­n. Und auch kein Standort beider Werke stehe zur Dispositio­n. „Ortsnähe“, sagt Havers, „gehört zu unseren Stärken. Die geben wir nicht auf.“

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FOTO: WOI Architekte­n der Einheit: Uwe Amelungk, Karin Kremer-Schillings, Bernd Gellrich, Christoph Havers, Stephan Butt und Klaus Gravenmann (v.l.) .

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