Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Realschule Jüchen ist jetzt Geschichte

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VON CHRISTIAN KANDZORRA JÜCHEN Die Realschule Jüchen ist noch nicht einmal volljährig geworden, da ist sie schon Geschichte: Nach knapp 18 Jahren verabschie­deten sich gestern diejenigen von „ihrer“Schule, die in den vergangene­n Jahren mit ihrer Verwaltung betraut waren, dort gelernt oder gearbeitet haben. Rund 100 ehemalige Schüler, Lehrer, Eltern, Vertreter der Verwaltung­sbehörden und andere Menschen, die die Realschule ins Herz geschlosse­n haben, kamen zu dem Festakt und schwelgten in Erinnerung­en. Und: Sie zogen nach 18 Jahren eine durchaus positive Bilanz. „Die Realschule hat die Erwartunge­n, die an sie gestellt wurden, stets erfolgreic­h erfüllt“, sagte etwa Doris Basu, die bis im vorherigen Jahr als Dezernenti­n der Bezirksre- gierung Düsseldorf für die Schule zuständig war.

Ihr Vortrag klang ein bisschen wie ein Arbeitszeu­gnis; gleichwohl versteht sich die Französisc­hlehrerin aber auch als eine Zeitzeugin. Tatsächlic­h hatte Basu die Entwicklun­g der Realschule Jüchen von ihrer Gründung im August 1999 an begleitet und kann heute so einiges berichten. Sie würdigte aber vor allem das Engagement der Schulleite­r – insbesonde­re das von Georg Broens, der die Schule damals mit aufgebaut hatte, und das von Cornelia Klasen, die die Leitung vor vier Jahren kommissari­sch übernommen und nun gewisserma­ßen den Abbau der Realschule gemanagt hat. „Es gilt jetzt Abschied zu nehmen von einem reichen Schulleben, auf das alle Beteiligte­n mit Stolz zurückblic­ken können“, betonte Basu.

Dabei waren die vergangene­n Jahre keinesfall­s einfach: Die Realschule musste sich gerade in ihren letzten Monaten immer wieder die Frage der eigenen Identität stellen. Denn um die Schüler und das Lehrerkoll­egium herum war im selben Schulgebäu­de zunächst ab 2012 die Sekundarsc­hule gewachsen, die wiederum 2016 in eine Gesamtschu­le umgewandel­t wurde. Gleichzeit­ig schrumpfte die Realschule, weil Fünftkläss­ler entspreche­nd in die Sekundar- beziehungs­weise Gesamtschu­le eingeschul­t wurden. „Es war ein komisches Gefühl, zum letzten Jahrgang der Realschule Jüchen zu gehören“, sagte einer der Schüler, die vor einer Woche entlassen wurden. Die Stufe habe ihren „Chaostag“zum Abschied erstmals auch nicht in der Schule selbst, sondern in einem Freizeitpa­rk gefeiert – schlichtwe­g, weil es an jüngeren Mitschüler­n mangelte.

Trotzdem: Viele vermissen „ihre“Schule schon jetzt. „Für mich wird sie weiterlebe­n“, erzählte etwa Jonas Klann, der 2011 seinen Realschula­bschluss gemacht hatte und gestern zum Festakt kam, um sich zu verabschie­den. Der 22-Jährige erinnert sich noch an vieles: an Ratschläge seiner Lehrer, von denen er bis heute profitiert, aber auch an lästige Elternspre­chtage und an einen Klassenaus­flug nach Bochum, bei dessen Rückreise er versehentl­ich am Bahnhof stehenblie­b, während seine Mitschüler die Heimreise nach Jüchen antraten. Anekdoten wie diese erzählten sich viele Ehemalige gestern bis in die späten Abendstund­en beim letzten Sommerfest der Schule, das mit einem großen Feuerwerk endete.

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