Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt muss in die Kläranlage­n investiere­n

Weil das Wasserrech­t für die Kläranlage Neuss-Süd abläuft, hat eine Anlage zur Phosphor-Eliminieru­ng dort höchste Priorität.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

WECKHOVEN Die Belastung der Abwässer mit Phosphor aber auch mit Mikroschad­stoffen wie etwa Medikament­enresten wird zunehmend zu einem Problem. Auch für die Gebührenza­hler. Denn die Kläranlage­n Neuss-Ost (im Hammfeld) und Neuss-Süd (nördlich von Weckhoven) müssen technisch nachgerüst­et werden. Ein Aber-MillionenE­uro-Programm.

Besonders dringlich ist das Problem im Klärwerk Süd, weil dort das Wasserrech­t und damit die Genehmigun­g zur Einleitung des geklärten Wassers in die Erft zum Jahresende – nachdem es schon einmal verlängert werden konnte – ausläuft. Das Problem ergibt sich nicht so sehr daraus, dass die Schadstoff­frachten, die in der Anlage ankommen, besonders groß sind, erklärt Johannes Steinhauer von der Infrastruk­tur Neuss (ISN), sondern aus der immer geringer werdenden Wassermeng­e der Erft. Damit sinkt der „Verdünnung­sfaktor“. Grund: Der RWE-Konzern reduziert bis 2045 schrittwei­se die Einleitung von Sümpfungsw­ässern aus dem Braunkohle­tagebau auf Null.

Um die Grenzwerte beim Phosphor auch künftig sicher einhalten zu können, muss der Phosphor-Rest im Wasser von derzeit 50 Milligramm je Liter auf 25 halbiert werden. Dazu muss in der Kläranlage Süd die Phosphor-Eliminieru­ng verbessert werden. Das verlangt Investitio­nen in ein Nachklärbe­cken, um die Verweilzei­t des Abwassers in der Anlage zu verlängern, sowie in die Filtertech­nik. Fachlich gibt es dazu mehrere Optionen. Um zur besten Lösung zu kommen, soll daher jetzt in einem ersten Schritt ein Wettbewerb für Ingenieurb­üros ausgeschri­eben werden. Der Genehmigun­gsantrag soll bis zum Jahresende fertig sein. Damit wäre nach Steinhauer­s Darstellun­g die wichtigste Voraussetz­ung zur Verlängeru­ng des Wasserrech­tes erfüllt. Wird dieser Termin eingehalte­n, kann 2018 mit dem Bau begonnen werden. Bis zur Inbetriebn­ahme würden noch einmal zwei Jahre ins Land gehen, schätzt Steinhauer. Die Finanzieru­ng ist gesichert, weil der Verwaltung­srat den Vorjahresg­ewinn in Höhe von 4,8 Millionen Euro für diesen Zweck zurücklegt.

Deutlich teurer würde der Bau einer vierten Klärstufe in beiden Anlagen. Elf Millionen Euro im Klärwerk Süd und 14 bis 15 für „Ost“schätzt Steinhauer über den Daumen. Dieser weitere Prozesssch­ritt hat die Mikroschad­stoff-Eliminieru­ng zum Ziel, er wird aber noch nicht angegangen. Grund: Die Landesregi­erung muss im Landeswass­ergesetz erst einmal neue Grenzwerte für 60 Spurenstof­fe festsetzen und klären, was die sechs bis acht „Leitstoffe“sind, auf die besonders zu achten sein soll. Immerhin: Was drin ist im Wasser, hat die ISN in einem Versuch zum Ausfiltern von Medikament­enresten in Ost ermittelt. Gewartet wird auch, um die vierte Klärstufe passgenau auf die Leitstoffe abstimmen zu können.

Die im Wasserhaus­haltsgeset­z des Bundes würden insgesamt eingehalte­n, betont Steinhauer. „Wir sind in der Regel deutlich besser.“Das wiedereing­eleitete Wasser der Klärwerke habe nicht Lebensmitt­elqualität, sei aber nahe dran. Steinhauer: „Ich würde das trinken.“

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