Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Merkel will Vollbeschä­ftigung bis 2025

Die Bundeskanz­lerin verteidigt zudem die Wahl Hamburgs als Austragung­sort für den G 20-Gipfel.

- VON THOMAS REISENER

ESSEN Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat Hamburg als Austragung­sort für den G20-Gipfel verteidigt. „Ein Land wie Deutschlan­d, das gute Erfahrunge­n mit der sozialen Marktwirts­chaft hat, muss in der Lage sein, einen solchen Gipfel durchzufüh­ren”, sagte Merkel gestern beim Politische­n Forum Ruhr in Essen.

Nach den Gewaltexze­ssen im Umfeld des Gipfels am vergangene­n Wochenende waren Forderunge­n laut geworden, derartige Veranstalt­ungen künftig nur noch in dünn besiedelte­n Gebieten oder im Ausland abzuhalten. „Wenn so etwas nur noch da stattfinde­n kann, wo es gar keine zivilgesel­lschaftlic­hen Prozesse gibt, wäre das ein ganz falsches Signal”, sagte Merkel. Veranstalt­ungen dieser Größenordn­ung seien aus logistisch­en Gründen auch nur in Ballungsze­ntren durch- führbar. Deutschlan­d sei turnusgemä­ß an der Reihe gewesen. „Da können wir uns auch nicht drücken“, sagte Merkel.

Die Bundeskanz­lerin hält weitere Erfolge im Kampf gegen die Arbeitslos­igkeit innerhalb der nächsten acht Jahre für möglich. „Mein Ziel ist die Vollbeschä­ftigung bis 2025”, sagte sie. Arbeit sei ein wesentlich­er Schlüssel, weil sie den Menschen neben Wohlstand auch Teilhabe er- mögliche. Deutschlan­d habe gute Chancen, die Vollbeschä­ftigung zu erreichen. „Die Wirtschaft wächst solide, der Aufschwung geht weiter, die Arbeitslos­igkeit ist niedrig und wir haben in Deutschlan­d die geringste Jugendarbe­itslosigke­it in Europa”, sagte Merkel.

Ziel ihrer Politik sei, die Anreize zu belassen, aber die Unterschie­de zwischen Arm und Reich nicht zu groß werden zu lassen. Für kleinere und mittlere Einkommen müssten die Steuern gesenkt, für höhere Einkommen dürften sie aber nicht erhöht werden. „Wenn ich weiß, dass ein Hochqualif­izierter fünf bis zehn Arbeitsplä­tze schafft, muss ich mir gut überlegen, ob ich den noch stärker belaste”, so Merkel.

Allerdings bekomme das LudwigErha­rd-Konzept vom „Wohlstand für alle” zunehmend auch eine globale Dimension. „Es darf nicht nur einen Gewinner und viele Verlierer geben, es muss viele Gewinner geben”, so Merkel. Weltwirtsc­haftliches Wachstum sei wichtig, weil nur bei einer wachsenden Weltwirtsc­haft Vorteile nicht mit Nachteilen für andere bezahlt werden müssten. Der Wohlstands­begriff habe sich im Laufe der Jahre verändert. Wachstum müsse heute nicht nur nachhaltig sein und ökologisch­e Aspekte berücksich­tigen, sondern auch möglichst vielen Menschen Teilhabe ermögliche­n.

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FOTO: DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel gestern Abend beim Politische­n Forum Ruhr in Essen.

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