Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Flüchtling­szelte als eiserne Reserve

Die 2016 aufgebaute­n Leichtbauh­allen am Hagelkreuz stehen wieder leer. Die Zelte bleiben, um für weitere Zuweisunge­n gewappnet zu sein.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

GREVENBROI­CH Die Stadt schafft Platz für den Fall, dass in Zukunft weitere Asylbewerb­er in größerer Zahl nach Grevenbroi­ch kommen. Die Leichtbauh­allen am Hagelkreuz am Grevenbroi­cher Ortseingan­g stehen mittlerwei­le leer, die Bewohner wurden auf andere Flüchtling­sunterkünf­te in der Stadt verteilt. Abgebaut werden die Zelte allerdings nicht. „Die Unterkünft­e am Hagelkreuz sind als Drehscheib­e geplant, in der neu ankommende Flüchtling­e zunächst untergebra­cht werden. Danach ziehen sie in andere Wohnheime“, erläutert Heike Engels. Laut der stellvertr­etenden Leiterin des Fachbereic­hs Soziales gab es mit Blick auf das Wetter der vergangene­n Tage noch einen weiteren Anlass für den Umzug: In den Leichtbauh­allen sei es „deutlich wärmer als in festen Gebäuden“.

Die insgesamt vier Hallen nördlich der Lindenstra­ße warten nun verschloss­en auf künftige Bewohner. Im ersten Halbjahr 2017 sind insgesamt lediglich 81 Migranten neu nach Grevenbroi­ch gekommen – darunter 64 im Januar, im Mai, waren es nur drei, im Juni zehn. Doch im Rathaus wird mit wieder steigenden Zahlen gerechnet: Über das Mittelmehr sind in diesem Jahr etwa 85.000 Menschen nach Italien ge- flüchtet, das Land forderte Hilfe aus anderen Ländern. „Und ab nächstem Jahr wird der Familienna­chzug bei Syrern einsetzen die vor dem Bürgerkrie­ge in ihrem Land geflüchtet sind und hier Bleiberech­t erhalten haben“, erläutert Heike Engels. Zurzeit leben 746 Asylbewerb­er in Flüchtling­sunterkünf­te, weitere 114 in Privatwohn­ungen.

Mehr als 20 Unterkünft­e hält die Stadt zurzeit vor, zu den größeren zählen das alte Finanzamt an der Erckensstr­aße mit 120 Plätzen, die Container-Unterkunft an der Gilbachstr­aße neben den Leichtbauh­allen mit etwa 100 Plätzen sowie die Unterkünft­e an der Provinzstr­aße in Gustorf (64 Plätze) und am Langer Weg in Gindorf (48 Plätze). Mit dem Umzug der Menschen vom Hagelkreuz sind diese und andere Gebäude wieder gut besetzt. „Wir haben noch einzelne Plätze frei“, sagt Heike Engels. Dies nütze aber wenig, wenn größere Familien eintreffen würden. Da bilden die Leichtbauh­allen eine willkommen­e Reserve. Dort finden rund 150 Menschen eine erste Bleibe, „doch wir belegen sie nur zu 80 Prozent“.

Nach wie vor ein Problem: In den Flüchtling­sheimen leben 210 Menschen, die eigentlich in eine Wohnung umziehen möchten – „die eine Aufenthalt­serlaubnis haben und Leistungen vom Jobcenter erhalten“, sagt Heike Engels. Insbesonde­re allein stehende Männer haben Schwierigk­eiten, eine Wohnung zu bekommen. Die Stadt vermittelt weiterhin Wohnraum. Wer eine Wohnung vermieten will, kann sich unter Telefon 02181 608513 melden.

Die vorübergeh­ende Schließung der Leichtbauh­allen ermöglicht auch die Umorganisa­tion beim Einsatz der Security-Kräfte. Bislang war ein Mitarbeite­r eines Sicherheit­sdienstes komplett am Hagelkreuz im Einsatz. Nun sind die Sicherheit­skräfte vom alten Finanzamt als „Stützpunkt“aus zu allen Unterkünft­en unterwegs.

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