Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Graffiti in Garath verherrlic­hten Gewalt

Bei einem Sprayer-Wettbewerb des SOS-Kinderdorf­s entstanden an der Feuerwache Bilder, die die Gewaltszen­en beim G 20-Gipfel in Hamburg feierten. Inzwischen sind sie geschwärzt. Der Skandal hat ein Nachspiel im Rat.

- VON BIRGIT WANNINGER

Die Szene zeigt den Moment vor dem Angriff: Ein Vermummter hält ein Molotow-Cocktail in der rechten und einen Baseball-Schläger in der linken Hand. Ihm gegenüber steht ein Polizist, dessen Helm bereits demoliert ist. „Friede, Freude, Bullenklat­schen“, steht zwischen den beiden Männern in typischer SprayerSch­rift geschriebe­n.

Marc Vogel, Chef der Feuerwehrw­ache in Garath, traut seinen Augen nicht, als er am Montag an der Wand der Wache dieses Bild sieht. Er hatte die Fläche für einen Sprayerwet­tbewerb zur Verfügung gestellt. Vogel reagiert sofort, dokumentie­rt das gewaltverh­errlichend­e Graffito, das an der zwei Meter hohen und sechs Meter langen Mauer prangt. Dann lässt er es teilweise schwärzen, ebenso ein zweites Bild, das sich gleich über drei Mauerblöck­e, also 18 Meter erstreckt. „Eins, zwei, drei, letzte Schanze vorbei“, steht dort in großen Lettern, auch dort wird auf die Krawalle beim G 20-Gipfel angespielt. Zu sehen ist unter anderem ein Schlosstur­m mit Molotow-Cocktails.

Damian Bautsch, freischaff­ender Fassaden- und Mediengest­alter, organisier­t seit fünf Jahren den Graffiti-Wettbewerb anlässlich des Jugendfest­s von SOS-Kinderdorf. Er zeigt sich gegenüber unserer Redaktion geschockt. Er habe inzwischen die umstritten­en Graffiti komplett geschwärzt. Viel zu spät habe er das Graffito mit der „Bullenklat­sche“erkannt. Denn als Auflage der Feuerwehr, die die Mauer zur Verfügung stellt, gilt: keine politische­n, sexistsche­n oder fremdenfei­ndlichen Motive. Ein Grafitto sei in der Regel erst zu erkennen, wenn es zu 95 Prozent fertig sei, versucht Bautsch zu erklären.

600 Euro Zuschuss hat die Bezirksver­tretung 10 für die Aktion in Aussicht gestellt. Geld, das es nun wohl nicht gibt. Die Garather Ratsfrau Angelika Kraft-Dlangamand­la (Linke) hat die Verwaltung gebeten, das Geld zu sperren. „Das geht überhaupt nicht“, sagt sie.

Die Aktion sei für Garath ein Skandal, sagt CDU-Ratsherr Klaus Mauersberg­er und ergänzt: „Durch die strafbaren Tags ist die GraffitiSz­ene in Verruf geraten.“In der morgigen Ratssitzun­g will die CDU zu der Aktion eine Anfrage stellen. Ihr geht es vor allem um die Strafverfo­lgung der Sprayer. Bei der Polizei ist keine Anzeige eingegange­n, die Stadt aber hat den Vorfall gemeldet. Organisato­r Bautsch kennt nach eigenen Angaben weder den Sprayer noch dessen Namen.

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FOTO: PRIVAT Entsetzen herrscht über das Bild, das ein unbekannte­r Sprayer bei einem offizielle­n Wettbewerb auf die zwei Meter hohe und sechs Meter lange Wand der Garather Feuerwache sprühte.
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Über mehr als zehn Meter erstreckte sich dieses Graffito, bei dem der Schlosstur­m Molotow-Cocktails in Händen hält.
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RP-FOTO: WA Die Graffiti wurden übermalt, jetzt ist die Wand der Feuerwache beinahe komplett schwarz.

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