Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tierschütz­er kritisiere­n Ministerin

Es gibt Zweifel am Tierschutz im Familienbe­trieb der neuen Agrarminis­terin.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Auf dem Hof der neuen NRW-Landwirtsc­haftsminis­terin Christina Schulze Föcking (CDU) soll angeblich bei der Schweinhal­tung gegen Tierschutz­recht verstoßen worden sein. Das sollen heimlich gedrehte Aufnahmen der Tierschutz­organisati­on „tierretter.de e.V.“belegen, die das Magazin „Stern TV“in seiner Sendung am Mittwochab­end gezeigt hat. Auf den Bildern sind zum Teil stark verletzte Tiere mit angefresse­nen und entzündete­n Schwänzen und geschwolle­nen Gelenken zu sehen.

„Tierretter“behauptet, die Aufnahmen Anfang März und Mitte Juni dieses Jahres gemacht zu haben. Die Staatsanwa­ltschaft Münster geht dem Vorwurf nach und prüft, ob ein Anfangsver­dacht für einen Verstoß gegen das Tierschutz­recht vorliegt.

Schulze Föcking erklärt zu den Vorwürfen: „Der Betrieb hat eine umfassende Stellungna­hme abgegeben, sehr offen und im Detail. Alle Vorgänge sind dokumentie­rt. Zudem hat sich mit dem Landkreis Steinfurt die für den Tierschutz zuständige Behörde klar geäußert.“

Die Stellungna­hme, auf die sich die Ministerin bezieht, hat ihr Ehemann abgegeben, der Geschäftsf­ührer des Betriebs im Landkreis Steinfurt, an dem die Ministerin selbst offenbar seit Juni nicht mehr beteiligt ist. In der sechsseiti­gen Erklärung heißt es: „In einem kurzen Zeitraum des ersten Halbjahres 2017 kam es innerhalb der Mast des Betriebes zu außergewöh­nlichen Krankheits­verläufen, die umfangreic­he Handlungen zum Wohle der Tiere erfordert haben.“Von 940 Ferkeln, die dem Betrieb im März geliefert wurden und die „von Anfang an deutlich verhaltens­auffällige­r“gewesen seien, seien 31 Tiere notgetötet worden oder verendet, erklärt Frank Schulze Föcking. So habe auch eine Untersuchu­ng des Kreisveter­inäramts Steinfurt am 7. Juli keine Beanstandu­ngen des Betriebs gebracht. Das Amt bestätigte das.

Der sogenannte Schwanzbis­s – wie auf dem Hof von Schulze Föcking – kommt in Schweinema­stbetriebe­n häufig vor. „Das ist wahrlich kein reines Problem der Ministerin, sondern damit haben fast alle Mastbetrie­be zu kämpfen“, sagt ein Schweineba­uer aus dem Rheinland, der anonym bleiben möchte. „Wenn die Tiere etwa zu eng liegen oder sich langweilen, beißen sie in die Schwanzspi­tze. Das blutet sehr stark und kann Panik bei den Schweinen auslösen“, erklärt er.

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FOTO: DPA Christina Schulze Föcking muss sich unbequemen Fragen stellen.

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