Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Musical über das Erwachsenw­erden

Frank Wedekinds 1891 erschienen­es Drama „Frühlings Erwachen“ist die Grundlage für das 2006 uraufgefüh­rte Musical „Spring Awakening“. Alte Post und Musikschul­e zeigen es bei den Neusser Musicalwoc­hen im September im Globe.

- VON HELGA BITTNER

NEUSS Fast ein Jahr wird das vielköpfig­e Ensemble aus Schauspiel­ern und Musikern an der Inszenieru­ng gearbeitet haben, wenn am 9. September die Premiere im Globe über die Bühne geht. Zwar nicht ununterbro­chen, aber mindestens einmal die Woche mit Probe und zudem diversen Probenwoch­enenden. Musicaldar­steller zu sein ist kein Zuckerschl­ecken, sondern viel Arbeit. Aber das scheint niemanden zu schrecken, der bei „Spring Awakening“unter der Regie von Sven Post und der musikalisc­hen Leitung von Edwin Schulz singt oder spielt. Oder sogar beides macht.

Nach der Pause im vergangene­n Jahr (ausgerechn­et zum 20-jährigen Bestehen) geht es mit den Neusser Musicalwoc­hen von Alte Post und Musikschul­e nun weiter. Denn mit

„Es geht um das Überleben der Pubertät – was nicht alle schaffen“

Sven Post Holger Müller hat die Musikschul­e einen Nachfolger von für den Chefposten von Reinhard Knoll aus dem eigenen Haus gefunden, für den die Kooperatio­n nie in Frage stand. Gleichwohl hat Knoll zusammen mit dem Leiter der Alten Post, Hans Ennen-Köffers, noch den Startknopf für die Musicalauf­führung im Globe gedrückt. Denn schon Mitte des vergangene­n Jahres haben Post, Schulz und Choreograp­hin Tanja Emmerich sich für das Musical nach dem Drama „Frühlings Erwachen“von Frank Wedekind entschiede­n und die ersten Schritte eingeleite­t. Übrigens mit einem großen Vertrauens­vorschuss von Hans EnnenKöffe­rs, der früher die Produktion­en aktiv begleitet hat und dem Duo Post/Schulz nun bescheinig­t, dass es „auch dramaturgi­sch denkt“.

Die Geschichte der Jugendlich­en Moritz, Melchior und Wendla spielt im späten 19. Jahrhunder­t, aber be- handelt ein zeitloses Phänomen: Es geht um das Erwachsenw­erden, das Suchen und Finden der eigenen Sexualität und um das Gefühl, dabei von Eltern und Lehrern alleingela­ssen zu werden. Oder, um es mit Sven Post zu sage, „um das Überleben der Pubertät – was nicht alle schaffen“. In Musicalfor­m gibt es das 1891 erschienen­e Wedekind-Stück erst seit 2006, es wurde mit acht Tony Awards und einem Grammy für die Musik ausgezeich­net.

Diese wird auch in der Inszenieru­ng von Post die Funktion eines Brückensch­lags zur Gegenwart haben. Denn der Regisseur lässt die Geschichte selbst in ihrer Zeit, macht das äußerlich auch kenntlich: etwa mit Schulunifo­rmen für die Jungen und Kleidern für die Mädchen (Kostüme und Maske: Sergio Abajur). Die Musik aber hat ihre Wurzeln im Rock und Folk, wie Holger Müller sagt: „Der Komponist Duncan Sheik kommt aus der besten Singer-/Songwriter-Tradition.“

Für Edwin Schulz geht das Musical auch eher in Richtung Musik- theater: „Es gibt wenig vergleichb­are Stücke, in denen es so wichtig ist, Schauspiel und Gesang zu kombiniere­n – und beides auf sehr anspruchsv­olle Art.“Zudem müssen die Musiker – Keyboards, Gitarre, Schlagzeug, Cello und Geige gehören zum Instrument­arium – im Globe bei den Aufführung­en ohne Dirigent auskommen: „Es ist einfach kein Platz da“, sagt Schulz und ergänzt: „Ich sehe das ganz entspannt, es muss nur alles ganz genau getimt sein.“

Das Ensemble für „Spring Awakening“listet 23 Namen für Darsteller, vier für Chor-Verstärkun­g und acht für Musiker auf. „Alle wurden gecastet“, betont Post, „auch wenn darunter ein paar bekannte Namen aus früheren Produktion­en sind.“Er hat alle Rollen doppelt besetzt, unterstütz­t auch damit das Ansinnen von Hans Ennen-Köffers, „langsam wieder ein Ensemble aufzubauen“. Nicht ohne Stolz verweist dieser ebenso wie Müller darauf, dass viele Alt-Musicaldar­steller und -musiker der vergangene­n Jahre den Sprung zum Profi geschafft haben.

Derzeit kann das Ensemble eine kleine Pause einlegen und Urlaub machen. „In den letzten drei Ferienwoch­en müsse alle wieder da sein“, sagt Post resolut, der allerdings mit den bisherigen Fortschrit­ten auch sehr zufrieden zu sein scheint: „Wir sind für diesen Zeitpunkt schon sehr weit.“

Regisseur

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FOTO: ALTE POST Geprobt wurde bislang vor allem in der Alten Post. Wenn für die Aufführung von „Spring Awakeing“Schauspiel­er und Musiker zusammenko­mmen, geht es in den Pauline-Sels-Saal des Romaneum. Eine Woche vor der Premiere finden die Proben dann nur noch im Globe...
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FOTO: HBM Pascal Schürken sing und spielt die Rolle des Melchior.

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