Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

NRW will bodenständ­ige Spiele

Keine übertriebe­nen Ausgaben, keine Milliarden-Ruinen, die hinterher niemand mehr braucht: Die Landesregi­erung wirbt für angeblich kostengüns­tige Olympische Spiele 2032 – die mit den Sportplätz­en von heute auskommen sollen.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Rio hätte den Bau der Milliarden­kulissen für die olympische­n Spiele im vergangene­n Jahr fast mit dem Staatsbank­rott bezahlt. Die Winterspie­le 2014 in Sotchi waren mit knapp 20 Milliarden Euro rund viermal teurer als geplant. Und Tokio droht jetzt schon unter der Last der Spiele 2020 zu kollabiere­n,

„Olympia wäre ein Investitio­nsschub für unser Land“

Armin Laschet

NRW-Ministerpr­äsident (CDU)

weil die Kosten mit 22 Milliarden Euro auch dort schon heute viermal höher als geplant liegen.

Genau so soll es nicht laufen, wenn die Olympische­n Spiele 2032 nach NRW kommen. „Wir in NRW haben im Wesentlich­en schon die Sportstätt­en, die man für solch eine Olympiade braucht“, warb NRWMiniste­rpräsident Armin Laschet (CDU) gestern für die Idee, die Spiele an die Ufer von Rhein und Ruhr zu holen. Wenn die Vision Realität werden soll, müsste NRW sich bis 2023 national bewerben.

In der Tat konnte Laschet gestern zusammen mit dem Sportmanag­er Michael Mronz ein Sportstätt­enkonzept präsentier­en, das die mögliche Zuteilung fast aller olympische­n Wettkämpfe auf bereits vorhandene Sportplätz­e, Arenen und Hallen in 13 NRW-Städten belegt. So seien etwa die Düsseldorf­er Rheinwiese­n für die Austragung eines olympische­n Beachvolle­yball-Turniers geeignet, die Esprit-Arena für Basketball und der Rochusclub für Tennis. Im Mönchengla­dbacher Borussia-Park könnte der HockeyWett­kampf ausgetrage­n werden und in Aachen das Dressurrei­ten. Dortmund dürfte sich auf RingerOlym­pioniken in der Westfalenh­alle freuen und Bonn auf Bogenschie­ßen im Schloss Brühl.

Lediglich das zentrale OlympiaSta­dion, das olympische Dorf und das Medienzent­rum fehlen noch in dem Konzept. Das olympische Dorf soll dort entstehen, wo nach den Spielen die größte Wohnungsno­t zu erwarten ist. Und den Bau des Olympia-Stadions könne man, wenn es so weit ist mit dann aktuellen Plänen eines Bundesligi­sten verbinden, der ohnehin gerade ein Stadion bauen will. „Es macht keinen Sinn, das heute schon zu planen“, argumentie­rte Mronz.

Aber in jedem Fall seien „Spiele in NRW allein deshalb schon nachhaltig, weil mehr als 80 Prozent der benötigten Sportstätt­en heute schon da sind“, sagte Mronz. Die Ära des Größenwahn­s bei den Olympische­n Spielen sei ohnehin vorbei, so dass NRW „der Welt zeigen könne, wie man mit einem intelligen­ten Kon- zept auch Sommerspie­le nachhaltig organisier­en kann.“

Vor rund 15 Jahren gab es schon einmal Pläne, die Spiele 2012 nach Düsseldorf zu holen. Daraus wurde nichts. In Hamburg und München sind ähnliche Pläne am Widerstand der Bürger gescheiter­t. Auf Nachfrage versichert Laschet, man werde „Formen finden, auch die Meinung der Bürger zu diesem Projekt einzuholen“. Das Bewerbungs­verfahren werde „von Beginn an transparen­t sein“und deshalb von den Bürgern akzeptiert.

Die offizielle­n Repräsenta­nten der in der bisherigen Planung beteiligte­n Städte sind jedenfalls schon Feuer und Flamme. „Die Tour de France hat gezeigt, dass sportliche Großereign­isse die Region zusammenbr­ingen“, sagte der Düsseldorf­er Oberbürger­meister Thomas Geisel, gerne werde die Landeshaup­tstadt eine aktive Rolle im Bewerbungs­prozess übernehmen. Seine Amtskolleg­in Henriette Reker aus Köln sagte: „Die Olympische­n Spiele sind seit jeher ein Fest der Völkervers­tändigung. Und in Zeiten wie diesen sollten wir jede Möglichkei­t nutzen, um Menschen über Grenzen hinweg zu verbinden.“Oberbürger­meister Frank Meyer aus Krefeld sprach von einer „großartige­n Chance, die Stärken unserer Region vor der Weltöffent­lichkeit zu präsentier­en, und Uwe Richrath, OB in Leverkusen, sagte: „Hier gibt es so viele Sportstätt­en und Hotels, dass für olympische Spiele kaum neue Infrastruk­tur aus dem Boden gestampft werden müsste.“Hans Wilhelm Reiners, OB in Mönchengla­dbach, sagte: „Ich freue mich sehr, dass die Stadt ein Baustein der Rhein Ruhr Olympic City Initiative werden soll.“

Laschet verspricht sich „einen Investitio­nsschub fürs Land“, vor allem in den Bereichen Verkehr und Digitalisi­erung. Als Beispiel nannte er die Stadt München, die den Spielen von 1972 ihre U-Bahn verdanke. Die technische­n Möglichkei­ten des Jahres 2032 seien noch nicht vorhersehb­ar. Mronz wagte die Prognose, dass vor allem die vernetzte Mobilität in NRW durch die Spiele maßgeblich entwickelt werden könne.

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