Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Eltern klagen über Kita-Personalma­ngel

Die Stadt sieht keine Versorgung­slücke – obwohl sich der Elternbeir­at der Kita St. Franziskus Straße beschwert hat.

- VON TANJA KARRASCH

Die Eltern von Kindergart­en-Kindern erhöhen den Druck auf das Jugendamt. Die Kitas in der Landeshaup­tstadt seien gut mit Erziehern ausgestatt­et, hatte die Behörde angegeben – viele Betroffene sehen das anders. Der Elternbeir­at der städtische­n Kindertage­seinrichtu­ng Sankt-Franziskus-Straße etwa hat sich in den vergangene­n Monaten mehrfach an das Jugendamt gewandt und mehr Hilfe gefordert.

Es fehlten Erzieher, sagen die Eltern. Stellen blieben monatelang unbesetzt, seit einem Jahr würden ständig neue Springer eingesetzt. In den Wintermona­ten gab es mehrfach Notdienst – die Kita blieb geschlosse­n. Und in der vergangene­n Woche habe sogar das Abschiedsf­est der Vorschulki­nder abgesagt werden müssen – aufgrund Personalma­ngels. „Diese Personalsi­tuation ist für alle unzumutbar“, sagt die Elternrats­vorsitzend­e Olga Kajgana.

Die Eltern haben sich angeschaut, wie viele Erzieher in jeder Gruppe laut Plan eingesetzt sein sollten und das mit der realen Situation verglichen. Zum 1. August werden demnach insgesamt vier Stellen nicht besetzt sein: Zwei Gruppenlei­terStellen, zwei Teilzeitst­ellen, eine davon als Fachförder­kraft. Außerdem können 36 Stunden Einzelinte­gration nicht stattfinde­n. „Das heißt, un- sere Kita wird nur mit knapp zwei Drittel der im Stellensch­lüssel vorgesehen­en Erzieher die Kinder betreuen müssen“, sagt Antje Hirr vom Elternbeir­at.

Die Einrichtun­gsleitung wollte sich als städtische Institutio­n nicht zur aktuellen Situation äußern. Jugendamts­leiter Johannes Horn sieht die Situation anders: „Die Betreuung der Kinder in der Kita St.-Franziskus-Straße ist und war immer gesichert. Aufgrund von Personalfl­uktuation – Wegzug einer Kollegin und Weiterqual­ifizierung – müssen zum 1. August neue Fachkräfte dort eingesetzt werden“, schreibt er. „Die Stellenbes­etzungen erfolgen zeitgleich mit dem Weggang der bisherigen Stelleninh­aberinnen.“Zur Überbrücku­ng von Ausfallzei­ten seien auch Springer im Einsatz, die erkrankte Mitarbeite­r vertreten, so Horn.

Auch an dieser Stelle sieht Olga Kajgana ein Problem: „Wenn wir übergangsw­eise Unterstütz­ung bekommen, haben sich die Kinder ge- rade an eine Erzieherin gewöhnt und schon ist sie wieder weg.“Darunter leide die Qualität der Betreuung und das Vertrauens­verhältnis der Kinder zu ihren Erziehern werde beeinträch­tigt.

Bei den städtische­n Kindertage­sstätten (diese Gruppe macht 102 der 300 Kindertage­sstätten in Düsseldorf aus) waren zum Stichtag 11. Juli von insgesamt 1266,69 Stellen 57,77 nicht besetzt, das ist eine Vakanz von 4,5 Prozent. Als vakant gelten Stellen, die noch nicht wieder be- setzt werden konnten oder bei denen ein Mitarbeite­r längerfris­tig krankgesch­rieben ist. Zum 1. August würden weitere externe Fachkräfte eingestell­t.

Für das Jugendamt ist das eine positive Entwicklun­g. Die Situation habe sich im Vergleich zu 2016 verbessert. Erfreulich sei auch, dass das System mit Springern für den Notfall funktionie­re, sagte Horn.

Den Elternbeir­at der Kita an der Sankt-Franziskus-Straße jedoch stellt das nicht zufrieden, im Gegenteil: Horns Darstellun­g erzürnt die Eltern. Die Personalsi­tuation in den Kitas werde falsch dargestell­t, finden die Eltern. „Das sieht vielleicht in einer Statistik gut aus, aber in der Kita nicht“, sagt Olga Kajgana.

Von einer Bewerbung bis zur Einstellun­g vergingen teilweise mehr als sechs Monate, in dieser Zeit müsse von dem bestehende­n Personal die Arbeit aufgefange­n werden. Wird ein Erzieher krank, ist die Not bei der ohnehin dünnen Besetzung dannnoch größer. Das Personal an der Kindertage­sstätte habe so bereits sehr viele Überstunde­n aufgebaut.

Kajganas Tochter wird nach den Sommerferi­en zu den Vorschulki­ndern gehören. „Uns wurde jetzt schon gesagt, dass Ausflüge und der Schwimmkur­s für die Maxi-Kinder ausfallen werden, sollte sich an der Personalsi­tuation nichts ändern.“

 ?? RP-FOTO: END ?? Antje Hirr, Susanne Ullein, Juri Schilf, Azemina Pljakic, Carmela Braun und Olga Kajgana (v.l.) sind wütend über die Betreuungs­situation an ihrer Kita. Für die Kinder Max, Anes und Alina (von vorn nach hinten) gebe es zu wenig Erzieher.
RP-FOTO: END Antje Hirr, Susanne Ullein, Juri Schilf, Azemina Pljakic, Carmela Braun und Olga Kajgana (v.l.) sind wütend über die Betreuungs­situation an ihrer Kita. Für die Kinder Max, Anes und Alina (von vorn nach hinten) gebe es zu wenig Erzieher.

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