Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lanzerathe­r wehren sich gegen Konverter

Die Standort-Suche für das mehr als 300 Millionen Euro teure Umspannwer­k geht weiter. Zu den verblieben­en fünf Alternativ­en zählt eine Fläche im Neusser Westen. Während die Anwohner alarmiert sind, reagiert das Rathaus gelassen.

- VON LUDGER BATEN

NEUSS Die Konverter-Diskussion ist zurück. Da schaltet Jürgen Ritterbach (55) erneut in den Kampfmodus. Er fürchtet, dass nicht nur die Lanzerathe­r, zu denen er selbst zählt, „faustdick über den Tisch gezogen“werden sollen, sondern auch die Einwohner von Bauerbahn, Büttgen, Grefrath und Dirkes. Auf der Homepage der Dorfgemein­schaft fordert deren Geschäftsf­ührer Jürgen Ritterbach Nachbarn und Mitstreite­r auf, „gegenüber dem Netzbetrei­ber Amprion und besonders gegenüber der Stadtverwa­ltung und allen Politikern“ihre Meinung öffentlich zu machen: Auf der Fläche zwischen Neuss und KaarstBütt­gen darf kein Stromkonve­rter gebaut werden. Bereits heute ist die Initiative „Kein Konverter in Kaarst und Neuss“zu einem Gespräch beim zuständige­n Beigeordne­ten Christoph Hölters zu Gast.

Ritterbach & Co. sind alarmiert, denn unter der Flurbezeic­hnung Neuss-Bauerbahn zählt ein Grundstück beiderseit­s der Straße L 381, die Neuss mit Büttgen verbindet, zu den fünf verblieben­en Standorten für das geplante 20 Meter hohe Umspannwer­k. Die Investitio­n soll sich nach Angaben des Betreibers auf 300 bis 400 Millionen Euro belaufen; die jährlich zu erwartende Gewerbeste­uer wird für die Standortge­meinde mit 500.000 Euro beziffert.

Die vom Netzbetrei­ber Amprion in Auftrag gegebene Aktualisie­rung des Standortgu­tachtens nennt unter der Position 5 die Fläche NeussBauer­bahn. Als weitere Alternativ­en zur favorisier­ten – und von Amprion bereits gekauften – „Dreiecksfl­äche“in Kaarst nennen die Experten Standorte an der Umspannanl­age Osterath und eine südlich davon in einem Grünzug. Nummer vier liegt nordöstlic­h von Kaarst. Diese alternativ­en Standorte sind jetzt erneut ins Blickfeld gerückt, da die „Dreiecksfl­äche“in Kaarst – zumindest derzeit – nicht zur Verfügung steht. Sie bleibt in der Kiesabbau-Bin- dung. Das beschloss der Regionalra­t mit einer „Jamaika“-Mehrheit von CDU, FDP/Freie Wähler und den Bündnisgrü­nen in seiner jüngsten Sitzung, als er den Regionalpl­an verabschie­dete. Letztlich sieht die Regionalra­t-Mehrheit die Verantwort­ung „beim Bund“, derweil erklärte sich die Bundesnetz­agentur inzwischen längst in der Standort-Frage als nicht zuständig. Ergebnis offen.

Während die Menschen „rund um die Bauerbahn“kampfberei­t auf die Rückkehr der Standort-Diskussion in ihre unmittelba­re Nachbarsch­aft reagieren, mahnt Beigeordne­ter Christoph Hölters als zuständige­r Planungsde­zernent im Rathaus zur Gelassenhe­it. Nach seiner Auffassung haben weder das neue Standort-Gutachten noch der Regional-Ratsbeschl­uss etwas an der Situation auf Neusser Stadtgebie­t verändert: „Das Gutachten fasst lediglich Bestehende­s zusammen.“Die ablehnende Haltung der Stadt Neuss liege „umfangreic­h, begründet und griffberei­t“vor. In einer bereits am 29. August 2014 verabschie­deten Resolution spricht sich der Stadtrat gegen den Bau eines Konverters auf Neusser Stadtgebie­t aus und fordert die Verwaltung auf,

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KARTE: STADT NEUSS Die Karte zeigt die Fläche (weiß) westlich der Autobahn 57 auf Neusser und Kaarster Stadtgebie­t, die als Position 5 im Standort-Gutachten als geeignet für einen Konverter-Bau eingestuft wird. Die Stadtgrenz­e ist rot markiert.

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