Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Kleine Pause“– im Kult-Büdchen ist wieder Leben

Schluss mit dem Leerstand: Anna Müller (29) leitet die Mischung aus Kiosk und Café an der Kölner Straße.

- VON DANIEL BOSS

GNADENTAL Am ersten Tag hat Anna Müller mit einigen „Kinderkran­kheiten“zu kämpfen: Die elektronis­che Kasse muss noch angeschlos­sen werden, die Eismaschin­e ist noch nicht da, und die Kaffeemasc­hine – ein italienisc­hes Siebträger­Modell – macht Mucken. „Ich muss sofort den Kaffeehänd­ler meines Vertrauens anrufen“, sagt Müller leicht nervös. Und schenkt als Ersatz normalen Filterkaff­ee ein – an dem es nichts auszusetze­n gibt.

„Kleine Pause“heißt die Mischung aus Kiosk und Café, die die 29-Jährige ab sofort leitet. Nach Jahren des Leerstands gibt es damit an der Ecke Kölner Straße/Grimlingha­userbrücke (schräg gegenüber dem Restaurant „Kolossos“) wieder ein Büdchen. Selbst ältere Gnadentale­r können sich an kein anderes Geschäft erinnern, als an einen Verkauf von Süßigkeite­n, Zeitschrif­ten, Tabak und Alkoholika. Es war stets Anlaufstel­le und Treffpunkt für Jung und Alt aus dem Viertel rund um den Sporthafen und den östlichste­n Teil des Nixhütter Wegs. Doch auch Besucher aus anderen Gegenden schätzten die Einkaufsmö­glichkeit auf kleinstem Raum. So kam es in der Vergangenh­eit vor, dass sich junge Frauen und Männer vor Partys im nahen Ruderverei­n unter dem kleinen Vordach „stärkten“.

Das Vordach ist weg, dafür hat die „Kleine Pause“nun eine breite Glasfront zu der kleinen Straße hin, die in Richtung Erftmündun­g führt. Dort lässt es sich an vier Tischen und auf zwölf Stühlen vergleichs­weise lauschig sitzen, während auf der Kölner Straße unablässig der Verkehr zwischen Gnadental und Grimlingha­usen rauscht. Da Sitzplätze vorhanden sind, gibt es auch Toiletten.

Im Nachhinein ist es erstaunlic­h, dass die Ecke derart lange „tot“war. Denn die Lage an diesem Verkehrskn­otenpunkt, mit Bushaltest­elle gleich nebenan, scheint ideal. Bereits wenige Stunden, nachdem die junge Geschäftsf­ührerin zum ersten Mal überhaupt die Ladentür für Kundschaft aufgeschlo­ssen hat, geht es Schlag auf Schlag. Es kommen nicht nur Freunde mit kleinen Geschenken zur Eröffnung, sondern auch schon die ersten „richtigen“Käufer. Lauf- beziehungs­weise Fahrkundsc­haft, die kurz mal anhält, um sich ein Brötchen schmie- ren zu lassen oder einen Kaffee to go zu bestellen. Die Backwaren liefert Tockloth aus Kaarst, dazu gehören auch Kuchen und Teilchen. Eine Frau kommt mit einem verschnürt­en Paket herein: „Einmal ein kleines Retürchen“, sagt sie und meint eine Rücksendun­g via Hermes. Der Kiosk dient als Paket-Shop für das Logistikun­ternehmen.

Die Immobilie an der Kölner Straße ist gemietet, Anna Müller führt die Geschäfte für den Café-KioskInhab­er. Unterstütz­ung bekommt sie von drei weiteren Mitarbeite­rinnen. Für die Ur-Neusserin ist die neue Aufgabe mit einer Rückkehr in ihre Heimatstad­t verbunden. „Davor habe ich drei Jahre in Mönchengla­dbach gelebt“, erzählt sie. Jetzt wohnt sie direkt über der „Kleinen Pause“. Wie es sich für ein richtiges Büdchen gehört, setzen Anna Müller und ihr Team auf lange Öffnungsze­iten: Von April bis Ende September steht die Tür von 6 bis 22 Uhr offen. In den anderen Monaten ist um 20 Uhr Schluss.

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NGZ-FOTO: WOI Anna Müller sorgt dafür, dass die „Kleine Pause“wieder zum Treffpunkt und zur Anlaufstel­le wird.

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