Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt appelliert an Hochhaus-Eigentümer

Nach dem Brand eines Hochhauses in London und der Räumung eines Gebäudes in Wuppertal fordert die Stadt Immobilien-Eigentümer auf, ihre Objekte zu überprüfen. In Düsseldorf gibt es 215 Hochhäuser.

- VON ARNE LIEB UND UWE-JENS RUHNAU

Der verheerend­e Hochhausbr­and in London beschäftig­t auch das Düsseldorf­er Bauaufsich­tsamt. Es appelliert an Hauseigent­ümer, Mängel im Brandschut­z zu beseitigen. „Ein Eigentümer hat die Pflicht, sein Gebäude upzudaten“, sagt Baudezerne­ntin Cornelia Zuschke. „Die Ertüchtigu­ng des Brandschut­zes ist unabhängig vom Bestandssc­hutz umzusetzen.“Das heißt: Vorschrift­en, die Leib und Leben betreffen, müssen „nachgerüst­et“werden.

Mindestens 80 Menschen starben bei dem Feuer des 24-geschossig­en Grenfell Towers in der britischen Hauptstadt. Als eine Ursache für die schnelle Ausbreitun­g des Brandes wird die Fassadenve­rkleidung gesehen. Als Folge sind auch die Behörden in Deutschlan­d alarmiert – denn die in die Kritik geratenen Polystyrol-Platten sind auch hier zu finden. In Wuppertal wurde ein Hochhaus vorsorglic­h evakuiert, die Stadt Münster hat bekanntgeg­eben, die Fassaden von 70 Hochhäuser zu überprüfen. So drastisch sind die Folgen in Düsseldorf bislang nicht, aber auch hier rufen die Behörden zur Vorsicht auf. Die Politik ist ebenfalls besorgt: In der jüngsten Sitzung des Stadtrates hat es gleich drei Anfragen gegeben, die sich mit de m Thema befassten.

In Düsseldorf gibt es nach Kenntnis der Stadtverwa­ltung 215 Hochhäuser, das sind nach der offizielle­n Definition Gebäude mit einer Höhe von mehr als 22 Meter. Sie stehen besonders im Fokus, weil sie höher sind als die Leitern der Feuerwehr und die Bergung dadurch erschwert wird. Die Feuerwehr nimmt alle sechs Jahre eine „Brandverhü­tungsschau“vor. Dabei gehe es jedoch nur um offensicht­liche Mängel wie falsche Türen oder Möbel im Flur. Eine genaue Untersuchu­ng der verbauten Materialen findet nicht statt – dies wäre sehr aufwendig. So müssen etwa tragende und aussteifen­de Bauteile sowie Brüstungen offener Gänge 90 Minuten den Flammen standhalte­n.

In der Pflicht sind die Eigentümer. Auch Immobilien­gesellscha­ften nehmen den Brandschut­z erneut in den Blick. „Natürlich schauen wir uns unsere Objekte kritisch an“, sagt etwa Mischa Lenz, Sprecher der LEG, die zum Monatsanfa­ng die Hochhäuser in Hassels-Nord übernommen hat. Die Standards seien aber ohnehin hoch. „Wir sind über- zeugt, dass wir eine sehr hohe Sicherheit bieten.“Bei Hochhäuser­n, die erst jüngst entstanden sind, gelten ohnehin strengere Regeln. „Unser Brandschut­zkonzept ist mit Feuerwehr und Stadtverwa­ltung abgestimmt“, sagt Anja Ludwig, Sprecherin der Firma Pandion, die im Quartier Central zwei Wohnhochhä­user errichtet hat. In den Fassaden sei kein brennbares Material verbaut.

Problemati­sche Materialie­n wurden allerdings nicht nur in Hochhäuser­n verbaut. „Polystyrol-Dämmung findet sich auch oft in Gebäuden mittlerer Höhe von sieben bis 22 Meter“, sagt Norbert Hüsson, Sachverstä­ndiger im Malerhandw­erk mit dem Schwerpunk­t Dämmung. Das Problem: Welches Material verbaut wurde, lässt sich oft nur mit hohem Aufwand kontrollie­ren, da Putz die Dämmung verdeckt. Hüsson rät zu erhöhter Sensibilit­ät, insbesonde­re bei Sanierunge­n. Eigentümer sollten klären, dass nicht brennbare Stoffe verwendet und Brandriege­l eingebaut werden. Auftraggeb­er sollten sich das von Firmen bescheinig­en lassen.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Hochhäuser, wie hier im Quartier Central, stehen nach dem Brand in London derzeit im Fokus. Probleme in Düsseldorf sind nicht bekannt.

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